Unterricht [chapter]

2020 Zeit im Lebensverlauf  
Die Dimension der Zeit dominiert eindeutig die Wahrnehmung, Gestaltung und Erfahrung schulischen Unterrichts. Schuljahre und Schulstunden sind die zentralen Einheiten, in denen Unterricht beschrieben wird. Schulischer Unterricht ist maßgeblich durch zeitliche Rhythmisierung bestimmt: das Schuljahr durch den Wechsel von Schulzeiten und Schulferien, der Schultag durch den Wechsel von Unterrichtsstunden und Pausen. Unterricht wird durch Stundenpläne organisiert; Anfang und Ende der "Stunden" (die
more » ... n Deutschland meistens 45 Minuten dauern) werden durch ein akustisches Signal markiert. Für die zeitliche Taktung des Unterrichts finden sich zwar gewisse Variationen -die Waldorfschule etwa kennt "Epochenunterricht"; die Ganztagsschule sucht nach neuen Formen der "Rhythmisierung"; der zentrale Schulgong ist mancherorts durch Glöckchen in den Klassenzimmern ersetzt -aber letztlich ist die Institution Schule weltweit davon geprägt, dass die Organisation von Unterricht für Gruppen von Schüler*innen ein relativ striktes zeitliches Regime erfordert. Der folgende Beitrag geht dem Verhältnis von Unterricht und Zeit in ausgewählten Aspekten nach. Er fragt zunächst nach der Bedeutung von Zeit für die Planung und Steuerung des Unterrichts. Darauf folgt eine knappe Diskussion neuerer Bemühungen um eine "Individualisierung" des Unterrichts, die durch den Verzicht auf die Synchronisierung von Lernprozessen bestimmt sind -wobei die empirische Beobachtung allerdings zeigt, dass auch in diesem Regime zeitbezogene Absprachen und Taktungen eine alles überragende Relevanz besitzen. Schließlich wendet sich der Beitrag der Unterrichtserfahrung aus der Perspektive von Schüler*innen zu, die zu einem Gutteil durch das Phänomen der Langeweile bestimmt ist. Die Planung von Unterricht seitens der Lehrperson erfolgt charakteristischerweise als mehr oder weniger minutiöse Ablaufplanung. Die Abfolge verschiedener didaktisch-methodischer Schritte wird wesentlich als (geschätzte) Dauer verschiedener Aktivitäten geplant: Wieviel Zeit "gibt" man für die Aufgabe? Was kann man "schaffen" in der zur Verfügung stehenden Zeit? Ist womöglich noch Zeit "übrig", die noch zu "füllen" wäre? Anfänger*innen nehmen sich oft zu viel vor, erfahrene
doi:10.14361/9783839448625-049 fatcat:dd5ca4wnwvfsda7amcowz24sli