DIE KATHERINENHYMNE DES RICARDUS SPALDYNG UND EINE MARIENHYMNE DERSELBEN PERGAMENTROLLE

W. HEUSER
1907 Anglia. Zeitschrift für englische Philologie  
Das inanuskript. Die beiden hier zum ersten male gedruckten hymnen sind auf einer kostbaren pergamentrolle des 15. Jahrhunderts überliefert, dem Ms. Bodl. Rolls 22, welches in Madan's Summary Catalogue of Western Mss. in the Bodleian Library unter nr. 30445 behandelt wird. Die rolle ist sehr lang (5 ft 5 3 / 4 in) und ziemlich breit (11-ll ! /4 in); sie ist grofs und schön geschrieben und mit reich verziertem rande und prunkvollen initialen versehen. Leider sind manche stellen sehr stark
more » ... st, gröfstenteils aber bereits vor jähren einmal -offenbar durch chemische mittel -aufgefrischt worden. Nach dem kataloge ist die rolle in der ersten hälfte des 15. Jahrhunderts geschrieben, wozu auch der Charakter der spräche durchaus pafst. Sie ist fast ganz eingenommen durch die Hymne auf die Heilige Catherine von Alexandrien (Sinai) in 14-zeiligen Strophen (in zehn reihen geschrieben) mit einem akrostichon am schlufs, welches dieworte: Katerina Ricardus Spaldyng ergibt und uns damit den namen des Verfassers überliefert. Das gedieht füllt die ganze vorder-und den gröfsten teil der rückseite; darunter hat auf dem freigebliebenen räume der letzteren eine etwas spätere hand einen hymnus auf die fünf Freuden der Jungfrau Maria hinzugefügt, enthaltend 46 verse in fünf acht-zeiligen Strophen und einer sechs-zeiligen schlufsstrophe, also in abweichender form und auch von etwas abweichendem sprachlichem rharakter. Hier ergeben die (nicht ausgeführten) initialen der ersten fünf Strophen das akrostichon Brought to you by | University of Arizona Authenticated Download Date | 5/26/15 12:14 AM Brought to you by | University of Arizona Authenticated Download Date | 5/26/15 12:14 AM DIE KAfSERlNENHYMNtl DßS RICARDOS St>ALDYNG ETC. 525 sehe etc.). Besonders die wiedergäbe von -ght ist wiederum bezeichnend, -ytli, -yttii(±^}, -ygth (überwiegend), wrogthlS*, wrogth II 4 , laggth 10 2 . qw in Verbindung mit den Schreibungen für -ghi und ostmld. gesamtcharakter ermöglicht die genauere lokalisierung in Südlincolnshire oder Norfolk, zumal kommt ersteres in betracht, da die in Norfolk häufige form xal, xulde (= shall, should) nicht erscheint. Wir haben also an und für sich kein grofses bedenken, Spalding als ort der niederschrift anzusehen, obgleich es kaum möglich ist, dafs der Verfasser selber der Schreiber des kalligraphischen kunstwerkes gewesen ist. Bemerkenswert ist, dafs für den Schreiber das auslaut. -e bereits verstummt oder wenigstens im verklingen gewesen sein mufs, wie Schreibungen wie to sterf : to Jcerf7 n und häufiges auftreten von unorgan. -e beweisen. Schon wegen dieser für das Ostmld. der ersten hälfte des 15. Jahrhunderts etwas auffälligen tatsache werden wir gut tun, den dialekt des schreibers nicht allzu südlich, sondern etwa in Lincolnshire anzusetzen. Auch die reime stehen mit dem ostmld. Charakter der Schreibung durchaus in einklang; wichtigere nördliche züge ergeben sich nicht: cf. dent sb.: e 18 6 , beene prs. pl. : -ene 6 7 , to berene : -erne 8 7 . Ein etwas auffälliger fremdkörper in der Schreibung ist das ndl. walde (= wolde) 13*· 7 , o-rigth 13 13 , doch auch südl.hit 12 4 (neben sonstigem it 16 1 ), Höre 3 3 , icore3\ Übrigens ist es wohl ausgeschlossen, dass die überlieferte fassung das original darstellt, da sich entstellte und leicht zu bessernde stellen finden, nämlich: 11 u more and many pan (lies myn pan) : blyn pan etc. 7 13 fre po (lies frede po) : mede po. 12 lf bynde hem here (lies hem bynde here) : mynde here. 2 T ffyfti fyue retorikes (richtig fyfty 3 2 . 8 4 6 ). 9 1 scheint entstellt zu sein. Unsere ansieht, dafs in unserer fassung nicht das original vorliegt, scheint sich auch durch den umstand zu bestätigen, dafs qw-nicht mit k(c), aber mit w-alliteriert, cf. 7 10 18 7 > 8 ' 9 ; man möchte annehmen, dafs w-oder wh-ursprüngliche wiedergäbe des ae. hw sei, qw-dagegen durch den Schreiber eingeführt. Doch ist dieser beweis nicht zuverlässig. ABglia. N. F. XVIII. 35 Brought to you by | University of Arizona Authenticated Download Date | 5/26/15 12:14 AM
doi:10.1515/angl.1907.1907.30.523 fatcat:xnpj4ulfqnfajirqouaq3eciti