XV. Das Kreisarchiv zu Nürnberg im neuen Gebäude

1882 Archivalische Zeitschrift  
Als ich vor bald siebzehn Jahren zum erstenmal in das Provinzialarchiv von Mittelfranken eintrat, konnte ich nicht anders, als tief erschrecken. Schwerlich liess sich eine Unterbringung von Urkunden Amtsbüchern und Akten denken, die mehr dazu geeignet war, den Dienst der Beamten zu erschweren, ihre Gesundheit anzugreifen, die Ueberwachung des Ganzen zu hindern, dabei aber die Archivalien selbst verderben zu lassen und bei Feuerausbruch ihre Bettung grossentheils unmöglich zu machen. Im
more » ... r Rathhause lagerten die Archive der Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Weissenburg, Dinkelsbühl und Windsheim, der Markgrafschaft Ansbach, der hohenzollern'sehen Burggrafschaft, der Klöster, des Deutschordens, der Ritterkantons in Mittelfranken, und all' der früheren Aemter und Regierungen dieses Kreises, kurz des gesammten reichen mannigfaltigen Lebens, das sich seit der zweiten Hälfte des Mittelalters auf diesen offenen fruchtbaren Gefilden entwickelte, wo sich fränkische, bayerische, schwäbische Art mit einander mischten, um eine von der andern Anregung und erhöhetes Leben zu empfangen, und eben deshalb Nürnberg zu einem grossen strahlenden Mittelpunkte deutschen Bürger-und Gewerblebens zu machen. Vereinigt war das Meiste dieser Archivalien, -aber wie? Rein äusserlich dadurch, dass man sie in einem und demselben weitläufigen Gebäude untergebracht hatte, und zwar nicht beisammen, sondern an sechs Stellen, die weit von einander entlegen waren, einige halb unter der Erde, andere hoch oben auf Dachthürmen. Und wie stand es erst um die Beschaffenheit der einzelnen Lokale selbst! Als die alten Reichsstädter im Jahr 1332 sich ein grosses Rathhaus gründen wollten, kauften sie etwa den achten Theil des Bodens, welchen die jetzigen Rathsgebäude einnehmen, vom Kloster Heilsbronn, und wahrscheinlich nicht lange darauf in derselben Strassenlinie vier oder fünf alte Wohnhäuser, die mit dem
doi:10.7788/az-1882-jg17 fatcat:3hf2idpbofhtvfawp6ov36expy