Lisa Åkervall: Kinematographische Affekte. Die Transformation der Kinoerfahrung
Michael Brodski
2020
In ihrer Studie Kinematographische Affekte. Die Transformation der Kinoerfahrung verwendet Lisa Åkervall den titelimmanenten Begriff der Transformation als epistemologische Schnittstelle zwischen zwei in der gegenwärtigen Film- und Medienwissenschaft zentralen Diskursen: Einerseits sollen mittels Bild- und Erzählebene von Filmen evozierte Affekte als "Katalysatoren für die Transformation der Zuschauer_innen" (S. 12) betrachtet sowie gleichzeitig die Transformation des kinematografischen
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... ivs zu einer postkinematografischen Rezeptionssituation hin beleuchtet werden. Åkervall proklamiert zunächst die äußerst ambitionierte Intention, den innerhalb des affective turns in den Geisteswissenschaften der 2000er-Jahre entstandenen und oft heterogen definierten Begriff des Affektes für film- und medienwissenschaftliche Herangehensweisen neu zu definieren. Diskurshistorisch den affective turn auf einen etwaigen roten Faden re-evaluierend, arbeitet sie dabei sehr pointiert ein potenzielles methodisches Missverständnis innerhalb der phänomenologischen sowie poststrukturalistischen Affektforschung heraus. Um sich von Konzepten einer regressiven Kontrolle der Zuschauer*in durch das Kinodispositiv innerhalb der Screen- und Apparatustheorie zu emanzipieren, sei der Affekt – etwa anhand der an Gilles Deleuze und Felix Guattari angelehnten Definition des kanadischen Philosophen Brian Massumi und deren filmwissenschaftlich fruchtbar gemachten Anwendung von Steven Shaviro – als eine die Zuschauer*in körperlich unmittelbar und vorbewusst affizierende Quelle abseits jeglicher Form von aktivem Denken ins Feld geführt worden (vgl. S. 13f). Daraus ergebe sich eine allzu verkürzt gedachte, weil dezidiert cartesianische Herangehensweise, wonach die Wende zum Affekt als von einer strikten "Dichotomie zwischen Affekt und Denken, Körper und Geist" (S. 14) revisionistisch verortet werden könne. Åkervalls produktive Fundamentalkritik im Hinblick auf eine vernachlässigte Auseinandersetzung mit kognitiver Evaluation zugunsten rein physiolog [...]
doi:10.25365/rezens-2020-2-06
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