4. Objektive Umstimmungssymptome im Vegetativum [chapter]

1959 Grundriss der Ultraviolett- und Infrarot-Behandlung  
19 Bei ihm besteht in der Regel eine größere Hitze-(Wärme-Infrarot)-Empfindlichkeit. Der stark Pigmentierende zeigt dagegen stets eine große Kälteempfindlichkeit und wird auf Kältereize ebenso aber auch auf andere stärkere Reize blaß. Die Hautblässe tritt bei ihm vor allem auf, wenn Licht-und Luftentwöhnung vorliegen (Abb. 2). Es ist klar, daß diese Verhältnisse, hier vereinfacht dargestellt, in der Wirklichkeit durch viele Überschneidungen der Rötungs-und Bräunungsreaktion bedingt, in
more » ... en Schattierungen auftreten. In jedem Fall findet sich aber bei genauerer Analyse der funktionellen Konstitution, daß sich die Regulationsleistung mit der Eigenart der Hautreaktion deckt. Die Hautreaktion ist daher ohne Zweifel ebenso korrelativ mit dem Regulationsgefüge gekoppelt wie die Funktion aller übrigen Organsysteme. So herrscht bei verstärkter Rötungsreaktion regelmäßig der sympathikotonergotrope Einfluß im vegetativen System vor, während bei verstärkter Bräunung und Lichtschwielenentwicklung der vagoton-histotrope dominiert. Beim E-sowie beim P-Typ äußert sich die Hautleistung mehr oder weniger einseitig als Einphasenreaktion. Diesem weniger häufigen Verhalten steht die große Zahl der in allen Schattierungen vorhandenen E-+ P-Typen gegenüber. Bei ihnen läuft die Hautreaktion ebenso wie die im gesamten Regulationsgefüge als Mehrphasen-(Zwei-bzw. Dreiphasen-) Reaktion ab. Trotz großer Variabilität ist die E-und P-Reaktion stets als geordnete Antwort auf den Lichtreiz zu beurteilen, die zugleich die der vegetativen Dynamik und noch weitergehend auch die der gesamten Psychosomatik widerspiegelt. Die Umstimmung als Bestrahlungseffekt wirkt sich stets im ganzen Menschen aus, gleichgültig ob mit natürlicher Sonne oder mit einem künstlichen Strahler behandelt wurde. Diese Feststellung deckt sich im übrigen mit älteren Erfahrungen der Wirkung des Sonnenlichtes auf den Menschen (Wetterfühligkeit). ROLLIEB hat auf die Oanzheitsreaktion des Organismus als Bestrahlungseffekt hingewiesen. Nach Eintreten des vegetativen Gleichgewichtes und einer geordneten Hautreaktion stellt sich nicht nur ein höheres Leistungsgefühl, sondern auch eine größere seelische Ausgeglichenheit bei Beanspruchung durch die Umwelt ein. Daraus ergibt sich, daß die Bestrahlung nicht nur im Sinne einer Abhärtung der Haut (Lokaleffekt) wirksam, sondern der gesamte Organismus in seinem Reaktionsverhalten verändert wird (Allgemeinreaktion). Diese Veränderung umfaßt den Vorgang der Umstimmung, der ohne Zweifel auch den zuerst von ROLLIEB beschriebenen Fernwirkungen im Heilprozeß der Knochentuberkulose zugrundeliegt. Objektive Umstimmungssymptome im Vegetativum Auf Grund der eben erörterten Beobachtungsergebnisse ist zu erwarten, daß sich der Einfluß der Bestrahlung in bestimmten Symptomen des vegetativen Verhaltens äußert. ROLLIEB, LINDHABD, HASSELBALCH U. a. haben 2*
doi:10.1515/9783111502793-005 fatcat:cpndqv36s5ae5hheuw42lzszum