Ueber die Beziehungen der vergrösserten Thymusdrüse zum plötzlichen Tode
M. Penkert
1902
Deutsche Medizinische Wochenschrift
am Institut. Der alte Name "Asthma thymicum", zuerst von Kopp gebraucht, deutet darauf hin, dass man früher annahm, eine Vergrösserung der Thymusdrüse sei die Ursache von Anfällen krampfhaften Glottisverschlusses und dadurch bedingter stärkster Dyspnoö, Zustände, die nach längerer oder kürzerer Dauer zum Tode führen. In seinen Untersuchungen über die Physiologie der Thymus in Gesundheit und Krankheit (Frankfurt a. M. 1858) kam A. Friedleben zu dem Ergebniss: die Thymus ist nicht im Stande,
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... im normalen noch im hypertrophischen Zustande, die Respiration zu hindern, die Cirkulation zu stören, die respiratorischen Nervenbahnen zu beeinflussen, kurz, es giebt kein Asthma thymicum. Letzteres hielt Virchow1) doch mit Hasse für möglich, nachdem eine längere Zeit die Ansicht Friedleben's sich aufrecht erhalten, wenn auch bestritten, immer noch als berechtigt und sichergestellt angenommen worden war. "Trotzdem 1) Virchow, Die krankhaften Geschwülste II. 1865. -sagt Virohow -ist gewiss eine beträchtliche Hypertrophie nicht ohne Einfluss auf die Respiration und Cirkulation, aber auch ich habe nur wenige Fälle gesehen. Indess, ich habe sie gesehen." Er gieht bedingungslos die Möglichkeit eines Erstickungstodes durch Thymushyperplasie zu. Nach ihm näherten sich dieser Ansicht noch mehrere Autoren, bis P. Grawitz ) auf die Bedentung der Thymushypertrophie als der Ursache plötzlicher Todesfälle im Säuglingsalter aufmerksam machte. Wenn bis 1888 lediglich nur im allgemeinen die Frage behandelt war, ob eine vergrösserte innere Brustdrüse störend auf die Respiration oder Blutcirkulation eingewirkt haben könnte, so wurde nun von P. Grawitz die Frage von einer ganz andern Seite beleuchtet. Er nahm Gelegenheit, diesen wichtigen Punkt auf das Forum der gerichtlichen Medizin zu bringen, er führte das Kapitel Erstickungstod durch Thymushypertrophie in die gerichtliche Medizin ein. Veranlassung dazu bot ihm folgender Fall, der sich ca. 1884 in Berlin
doi:10.1055/s-0028-1139036
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