Dürer als Kunsttheoretiker
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Ewa Chojecka
2016
A .X us der Sicht der Gegenwart erscheint die Geschichte der Entdeckung von Dürers Kunsttheorie als organisch mit der Entwicklung der Methode kunst historischer Forschung verknüpft, mehr noch, durch diese bedingt. Die Ausbil dung des modernen kunsthistorischen Forschungsapparates schuf ständig prä zisere, methodische Instrumente, die das historisch entrückte Dürerbild für unsere Generation neu erstehen und in seiner Vielschichtigkeit aktuell werden lassen. Dürers Kunsttheorie steht von Anfang
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... im Spannungsfeld von zwei Aspekten der Kunstgeschichtsbetrachtung: der Richtung, die das Kunstwerk als autonom begreift, der Richtung, die das Kunstwerk im Zusammenhang der historischen Pro zesse und Ereignisse zu definieren versucht. Dabei ist das Zeitalter der Renaissance mit der ihm eigenen Tendenz, der Kunst praxis eine wissenschaftlich exakte Grundlage zu verleihen, jene Epoche, die das exaktwissenschaftliche Element als Bedingung ästhetischer Vollkommenheit be trachtet. Ein Zeitalter, in dem der Spruch gilt "Ars sine scientia non est", ist besonders geeignet, Gegenstand von Fragestellungen dieser zweiten Richtung der Kunstgeschichtsbetrachtung zu werden. Grundlegende Forschungen zu Dürers Kunsttheorie verzeichnen vor allem die zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts. Vorausgegangen ist eine Periode der Sammlung, Katalogisierung und Veröffentlichung der Quellenschriften mitsamt den philologischen Kommentaren. Wir verdanken diese mühevolle Vorarbeit den Forschern des ausgehenden 19. Jahrhunderts: Thausing, Lange und Fuhse, Conway. 1 ' Thausing. M., Dürers Briefe, Tagebücher und Reime (Quellenschriften zur Kunst geschichte, III), Wien 1872; Lange, K., und F. Fuhse, Dürers schriftlicher Nachlafj auf Grund der Originalhandschriften und teilweise neu entdeckter alter Abschriften, Halle 1893; Conway, W. M., Literary Rcmains of Albrecht Dürer, Cambridge 1889.
doi:10.11588/artdok.00003959
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