XL. Die Behandlung der Krämpfe im Kindesalter1). I

L. Tobler
1916 Deutsche Medizinische Wochenschrift  
M. IL! Die Zahl von Kindern der ersten Lebensjahre, die unter der Erscheinung von Krämpfen zugrundegehen, ist im Vergleich zu späteren Lebensepochen erstaunlich groß. Soweit ihr allerdings die Aussage von Laien zugrundeliegt, die den Begriff der "Krämpfe' häufig viel weiter fassen, als den Definitionen der Wissenschaft entspricht, erfährt diese Zahl gewiß wesentliche Einschränkungen ; allein sie bleibt auch mit Abzügen noch immer hoch genug, um den bedrohlichen Charakter des zur Rede stehenden
more » ... ymptomes eindringlich zu beleuchten. Wir müssen aber gleich hier schon hinzufügen, daß nicht in der hohen Letalität allein die ernste Beurteilung der Kinderkrämpfe begründet ist, sondern auch darin, daß wie wir heute wissen ein größerer Teil der von Kinderkrämpfen genesenen Individuen im späteren Leben Dauerschäden erkennen läßt. Wir sprachen soeben von den Kinderkrämpfen als von einem "Symptom", um gleich zum Ausdruck zu bringen, daß das, was wir klinisch in ziemlich festen, regelmäßigen Formen sich abspielen sehen, doch nicht als "Krankheit" im Sinne ätiologischer Einheit aufgefaßt werden darf. Heute noch bei der Diagnose "Konvulsionen" oder "Eclampsia infantum" sich genügen zu lassen, wäre ebenso laienhaft wie die längst verlassenen Diagnosen" . "Fieber" oder Wassersucht". Zwar wissen wir noch äußerst wenig über den feineren Mechanismus des Vorganges, dessen Ablauf in gewissen nervösen Zentren motorische Reizerscheinungen vom Bild der "Krämpfe" erzeugt. Soviel aber ist sicher, daß die mittelbaren Umstände,
doi:10.1055/s-0028-1134935 fatcat:tjh2desuf5at3hccsopcodb4da