Zur Casuistik des Cretinismus
His
1861
Virchows Archiv
Zu Beginn des Jahres 1859 erhielt ich aus dem Spitale einer benachbarten Stadt die Leiche eines cretinenhaften Individuums, tiber die ich mir erlaube im Nachfolgenden einige N0tizen mitzutheilen. Das Individuum hatte, den stattgehabten Erkundigungen zu Fo]ge, ein Alter veil 58 Jahren el;reicht; tiber seine sonstigen Lebensverhliltnisse bin ich nicht im Stande gewesen, etwas Niiheres zu erfabren. Was zun~ichst an der Leiche aufffillt, das ist neben der Kleinheit des E6rpers und tier
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... sowie neben einer betr~ichtlichen Kfirze des ttalses ein sehr m~chtiger~ insbesondere sehr breiter Kopf. Der Umfang des Kopfes wird scheinbar noch vermehrt durch einen starken unter dem Kinn sich wegziehenden Fettwulst~ sowie dadurch, dass yon der Parotidengegend aus nach abwiirts eine weich anzuffihlende Geschwulst sich vortreibt, die lout der weiteren Untersuchung yon der hypertrophischen Parotis gebildet ist. Die Nase ist auffailend breit. Kurz~ eine Aufwulstung der hugenlider und der Lippen, wie man sie sonst bei Cretjnen zu beobachten pflegt, ist nicht vorl~anden, ebensowenig als eine Vortreibung der Zunge. Kropf ist keiner da. --Der Kbrper crscheint ira Ganzen wohigeniihrt; die Haut ist sehr glatt und zart und auffallend schwach bel!aart. An l~inn und Oberlippe finden sich einige splirliche diinne Haare (~ihnlich etwa wie bei einer /illern Frau). Brust und AchseIgrube sind v611ig unbehaart; der Mons Veneris tr~igt nur einige vereinzeite l~ingere Haare; die feine Behaarung der iibrigen Haut des Rumples ]st i~usserst kurz, an den Extremit/iten fehlt sie anscheinend ~anz. Die Augbraunen bestehen gteichfalls nur aus sp5rlichen kurzen Haaren, wogegen tier Scheitel zwar mit ziemlich reichlichen, dabei aber kurzen und ausserordentlich weiehen und diinhen Haaren bedeckt ist. --Die Brustwarze ist sehr klein ~_ ", weiss. Die /iusseren Genitalien ordentlich entwickelt, das Priiputium zurfickgeschlagen.
doi:10.1007/bf02187667
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