Heinz von Foerster (1911-2002)
Albert Müller
2020
Albert Müller Heinz von Foerster »Das Leben ist eine wunderbare Angelegenheit « -es gibt kaum jemand, der einen solchen Satz mit solcher Überzeugungskraft sprechen konnte wie der nun Verstorbene. Er war ihm ebenso persönliches wie wissenschaftliches Programm. Hatte Elias Canetti mit aller Energie den Tod gehasst, hat Heinz von Foerster mit nicht geringerer Energie das -nicht bloß sein -Leben geliebt. Heinz von Foerster wurde am 13. November 1911 in eine vielfältig künstlerisch und intellektuell
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... begabte und interessierte Familie in Wien geboren. Er zeigte bereits als Kind und jugendlicher außerordentliche Begabung für Naturwissenschaften und Mathematik; gleichwohl interessierte er sich mehr für Zauberei, Artistik oder seine Jazz-Band als für schulkonformes Verhalten. Nach der Matura studierte er Technische Physik an der Wiener Technischen Hochschule. Schon während der Schulzeit war auch Foersters Interesse an Philosophie und erkenntnistheoretischen Problemen erwacht. Foerster verließ die Technische Hochschule ohne formellen Abschluss, um in verschiedenen Firmen als Techniker zu arbeiten. 1944 reichte er eine Dissertation an der Universität Breslau ein, doch der »Mischling 2. Grades «, der keinen »Ariernachweis « erbringen konnte, wurde nicht promoviert. Nur mit viel Camouflage entkam Foerster den spezifischen Gefahren des NS-Regimes vergleichsweise unbehelligt. Nachdem er nach Kriegsende gemeinsam mit seiner Frau Mai und den drei Söhnen nach Wien zurückgekehrt war, arbeitete er als Techniker und Rundfunk-Journalist. Foerster, Mitte der Dreißig, war zu diesem Zeitpunkt keineswegs das, was man damals (und heute) unter einem » Wissenschaftler « verstand. Und es war auch mehr intellektuelles Vergnügen, das Foerster veranlasste, unter den schwierigen Bedingungen der unmittelbaren Nachkriegszeit ein -sein erstes -wissenschaftliches Buch zu verfassen: Das Gedächtnis. Eine quantenphysikalische Untersuchung. Auf vierzig Seiten wurde für die Ebbinghausschen Messungen von Gedächtnisleistungen ein allgemeines Modell der Interpretation sowie eine Theorie der Architektur und Funktionsweise des Gedächtnisses insgesamt geboten. Durch eine Kette von Zufällen einerseits und durch bestehende persönliche Netzwerke andererseits konnte Foerster Ende 1948 eine USA-Reise antreten, während der ein Exemplar des Buches dem Neurophysiologen Warren S. McCulloch (1898-1968) bekannt wurde. Mc Culloch lud Foerster zu Vorträgen und wissenschaftlichen Konferenzen ein -darun-
doi:10.25365/oezg-2002-13-4-12
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