Aktuelle Entwicklungen in der Prävention und Therapie des Hand- und Fußsyndroms

S. Jung, J. Sehouli, R. Chekerov, A. Patzelt, F. Knorr, J. Lademann
2015 Aktuelle Dermatologie  
Das Hand-und Fußsyndrom oder auch palmoplantare Erythrodysästhesie (PPE) ist eine Chemotherapie-assoziierte, teils schmerzhafte, entzündliche Hautveränderung, die v. a. unter einer Therapie mit Anthrazyklinen aber auch diversen anderen Chemotherapeutika auftritt [1, 2] . PPE-Symptome treten in der Regel auf Handflächen und Fußsohlen auf, zeigen jedoch in einigen Fällen auch ein breiteres Verteilungsmuster. So können in ausgeprägten Fällen auch Körperregionen mit hoher Schweißproduktion und
more » ... nischer Exposition betroffen sein, vor allem mammäre und axilläre oder seltener inguinale und gluteale Areale [3, 4]. Klinisch manifestiert sich das Handund Fußsyndrom in Form von Erythemen, Ödemen, grob-und feinlammelärer Schuppung und Rhagaden bis hin zu großflächigen Erosionen, bullösen Hautveränderungen und Ulzerationen, die einen Nährboden für Superinfektionen darstellen können. Vorausgehend oder einhergehend mit den Hautveränderungen treten sensorische Störungen, bei der PPE Grad I klassischerweise Parästhesien, Hypästhesien und im weiteren Verlauf auch Dysästhesien sowie teils starke Schmerzen auf. Der meist progrediente Verlauf der Symptomatik im Rahmen einer Chemotherapie kann die Alltagsaktivitäten und die Lebensquali-tät von betroffenen Patienten stark einschränken und zu einer schlechteren Compliance führen [1, 5, 6]. Die Klassifizierungen des US National Cancer Institute, Common Terminology Criteria for Adverse Events (CTCAE) [7] sowie von Blum et al. [8] unterscheiden drei PPE-Schweregrade (• " Tab. 1). Inzidenz ! Die Inzidenz zeigt eine breite Vielfalt in der Literatur in Abhängigkeit vom verabreichten Chemotherapeutikum, dem Therapieschema, dem Probandenkollektiv und dem Studiendesign. Doxorubicin und vor allem pegyliertes liposomales Doxorubicin, welche u. a. in der Therapie des Mamma-und Ovarialkarzinoms eingesetzt werden, zeigten hierbei besonders hohe Inzidenzraten bei etwa 50 % unter einer Monotherapie [1, 9, 10]. Unter einer Reihe weiterer Chemotherapeutika tritt die PPE ebenfalls auf, wobei der genaue Pathomechanismus hierbei noch nicht ausreichend erforscht ist. Hierzu gehören v. a. 5-Fluorouracil bzw. Capecitabin, Cytarabin, Tyrosinkinaseinhibitoren wie Sorafenib und Sunitinib, sowie Taxane, hierunter insbesondere Docetaxel [1, 9 -11]. Hinweise auf einen möglichen geschlechts-und altersspezifischen sowie ethni-Jung S et al. Aktuelle Entwicklungen in der Prävention und Therapie ... Akt Dermatol 2015; 41: 77-80 Zusammenfassung ! Das Hand-und Fußsyndrom, auch bekannt als palmoplantare Erythrodysästhesie, beschreibt eine kutane Nebenwirkung unter einer Reihe von Chemotherapeutika, deren Symptome unter Umständen zum Therapieabbruch und zu der Notwendigkeit von zusätzlichen medizinischen Maßnahmen führen können. Die zumeist palmar und plantar auftretenden, teils schmerzhaften, erythematösen Hautveränderungen haben, je nach Ausprägung, eine teils erhebliche Einschränkung der Lebensqualität betroffener Patienten zur Folge. Da die Symptome des Hand-und Fußsyndroms unter einer Chemotherapie in den meisten Fällen einen progredienten Verlauf zeigen, stellte die Dosismodifikation bzw. eine Pausierung oder gar ein Abbruch der Chemotherapie bisher häufig die einzige effiziente Therapiemaßnahme dar. Aktuelle Studien deuten jedoch darauf hin, dass die begleitende topische Applikation von hoch konzentrierten, kombinierten Antioxidantien eine effektive Präventions-und Behandlungsstrategie des Hand-und Fußsyndroms darstellt. Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
doi:10.1055/s-0034-1377790 fatcat:dagmobsrunbdxd2ashxy7ocndi