Eine neue Platon-Übersetzung
W. Schink
1915
Kant-Studien
Die Sprache ist das musikalische Element, das Element der Innigkeit, das in der Übersetzung verschwindet; der feine Duft, durch den die Sym-.pathie der Seele sich zu gemessen gibt, aber ohne den ein Werk der Alten nur schmeckt wie Rheinwein, der verduftet ist". -. Diesö feinsinnige Bemerkung Hegels (Gymnasialreden) soll uns natürlich nicht zu einem Verzicht auf Übertragungen mahnen. Ein solcher Verzicht wäre gleichbedeutend mit der Preisgabe ewiger Gedanken und Geistesquellen. Wollen wir in
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... ere so viele Anforderungen an den einzelnen stellenden Zeit überhaupt noch etwas von griechischem Geist hinein*» etten, so ist das für die Mehrzahl in den letzten Jahren nur mehr mittels Übersetzungen rnöglich gewesen. Darum muss es besonders begrüsst werden, dass seit etwa 1911 im Verlage von Felix Meiner eine neue Platon-Übersetzung erscheint, an der weithin bekannte Platon-Kenner beteiligt sind. Bis jetzt sind Übertragungen erschienen von Otto Apelt, Kurt Hildebrandt und Konstantin Ritter. Diese Übersetzungen haben sich in kurzer Zeit ein solches Ansehen errungen, dass zur weiteren Empfehlung kaum noch ein Wort zu sagen ist. Die äussere Einrichtung der Bände ist dieselbe wie die der Vorländerschen Knntaiisgaben. Jedem Dialog ist eine Einleitung beigegeben. Diese enthält eine Würdigung und Inhaltsangabe des Gesprächs, sowie eine ziemlich ausführliche Übersicht über die wichtigste Literatur. Auf die Übersetzung folgen zahlreiche (meist über 30') Anmerkungen, welche das Verständnis schwieriger Stellen ermöglichen und historisch-philologische, auch philosophische Fragen behandeln. Ein Namen-und Sachregister schliesst das Ganze ab. Zahlreiche Besprechungen in philologischen und philosophischen Zeitschriften haben die Vortrefflichkeit dieser Arbeiten zum Ausdruck gebracht. Die philologische Genauigkeit in Übersetzung und Erklärung, die Leichtigkeit des Ausdrucks und die Klarheit verdienen durchaus die ihnen gezollte Anerkennung. Die philologisch-historische Seite dieser Platon-Übersetzung könnte als vollendet bezeichnet werden. So habe ich es denn bei der Besprechung an diesem Orte nicht abgesehen auf die Erörterung sprachlicher und literarhistorischer Fragen, vielmehr möchte ich die Aufmerksamkeit von der Übersetzung, also dem anerkannten Hauptwerke auf ein Parergon lenken: auf die Einleitungen. Vom philologischen und historischen Standpunkte aus sind die Einleitungen, die durchschnittlich 22 und mehr Seiten betragen, ini grossen ganzen einwandfrei; das wird vielleicht auch aus meinen kurzen Inhaltsangaben zu ersehen sein, Brought to you by | University of California Authenticated Download Date | 6/4/15 12:58 PM
doi:10.1515/kant.1915.20.1-3.422
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