Hans-Georg von Arburg, Philipp Brunner, Christa M. Haeseli, Ursula von Keitz, Valeska von Rosen, Jenny Schrödl, Isabelle Stauffer, Marie Theres Stauffer (Hg.): Mehr als Schein. Ästhetik der Oberfläche in Film, Kunst, Literatur und Theater

Malte Hagener
2009
Hg.): Mehr als Schein. Ästhetik der Oberfläche in Film, Kunst, Literatur und Theater Zürich, Berlin: diaphanes 2008, 304 S., ISBN 978-3-03734-006-6, € 29,90 Der vorliegende Sammelband ist aus der Arbeitsgruppe Oberflächenphänomene hervorgegangen, in der sich Nachwuchsforscher/innen verschiedener deutschsprachiger Universitäten vernetzt haben. Schon die Aufzählung im Untertitel deutet die Vielzahl der beteiligten Disziplinen an, woran sich noch Architektur und Mode anschließen ließen. Eine
more » ... Durchsicht der Beiträge verdeutlicht bereits, dass mit der Rede von der 'Oberfläche' eine Reihe unterschiedlicher Dinge gemeint sein kann -in der Literatur etwa kann darunter ebenso eine Stilistik, die sich auf die phänomenologische Beschreibung der äußeren Handlung beschränkt, wie eine erhöhte Aufmerksamkeit für Klang und Erscheinungsbild von Worten (in diesem Sinne wäre ein Gutteil der Lyrik 'oberflächlich') oder auch die grafische Gestaltung eines Textes (also die Typografie) verstanden werden. Die naheliegendste Methode, sich der Oberfläche anzunähern und diese in ihrer eigenen Verfasstheit ernst zu nehmen, besteht darin, sich auf ihre Textur zu konzentrieren, sie also im Anschluss an Roland Barthes als 'Gewebtes' zu sehen. Für die materiellen Oberflächen der Malerei, die aus Trägermaterial, Farbpigmenten und Spuren der Bearbeitung bestehen, ist dies selbstevident wie auch für die Stoffe und Falten der Mode; komplizierter wird dies beispielsweise beim Film, wenn die mediale Gestaltung selbst gegenüber der diegetischen Welt in den Hintergrund tritt. Insofern gibt er multiple Metaphoriken der Oberfläche und diverse Zugänge, die alle an verschiedener Stelle im Band zum Zuge kommen. Auch wenn Oberfläche einer der Schlüssel-und Reizbegriffe der Postmoderne war, mit dem diese von der vermeintlichen 'Tiefenstruktur' der Moderne getrennt wurde -negativ gewendet als Oberflächlichkeit, positiv gesagt als endloses Spiel der Relationen auf einem unhierarchisch offenen Feld -so situieren Ursula von Keitz und Isabelle Stauffer in ihrer Einleitung den Begriff der Oberfläche bewusst außerhalb dieser Debatten und der entsprechenden Epochenbezeichnung. Quer durch die Kulturgeschichte, von der Renaissance Michelangelos über den Barock des Schlosses Amalienburg bis hin zur klassischen Moderne in den Bauten Mies van der Rohes und den Autorenfilmen des frühen 21. Jahrhunderts, sehen sie Fälle von 'Oberflächlichkeit' am Werk, die in den einzelnen Beiträgen diskutiert werden. Nicht zufällig bildet der Film einen Schwerpunkt des Bandes, ist für diesen
doi:10.17192/ep2009.1.487 fatcat:qn6w5ncifvevnpnw5zewp3guoe