BESPRECHUNGEN

1920 Zeitschrift für Romanische Philologie  
BESPRECHUNGEN. Ernflt Qamillsoheg, Studien zur Vorgeschichte einer romanischen Tempuslehre in Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien. Phih-Histor. Klasse. 172. Band, 6. Abhandl. Wien 1913. Nachdem die bekannte Foth'sche Arbeit längst als unzureichend erkannt worden ist, hat Gamillscheg es unternommen, die Entwicklung des lateinischen Verbalsystems auf eine neue dein heutigen Stande der Wissenschaft entsprechende Grundlage zu stellen. Eine imposante Arbeit! Erstaunlich grofs
more » ... auch das Material, das hier verarbeitet wird. Alle einschlägigen Urkunden, Gesetzessammlungen, Statuten und Bibelübersetzungen werden systematisch ausgebeutet. Dazu kommt eine gründliche Kenntnis der altromanischen Denkmäler. Wo dennoch Lücken in der Entwicklung bleiben, treten Dialektforschung und moderne Sprachgeographie ergänzend in Aktion. Die Resultate sind überraschend, doch kann in dem gedrängten Rahmen einer Besprechung hier nur zn einigen Kapiteln Stellung genommen werden. Aufsehen erregend ist zunächst die Feststellung (p. 146 ff.), dafs entgegen der bisherigen Ansicht nicht nur der Romanisten, sondern auch der klassischen Philologen, die angeblich bereits vulgärlateinische Funktionsverschiebung des lud. Plusquamperf. nicht stattgefunden hat. An der Hand eines umfangreichen vulgärlateinisehen und altromanischen Materials wird nachgewiesen, dafs nicht nur in den Urkunden der Konj. Impf, bis mindestens ins 6. s. (in Unteritalien sogar bis ins n. s.) seine volle Funktionskraft bewahrt hat, sondern dafs der Konj. Impf, abgesehen vom Sardirchen auch im Vegliotischen, im Altitalienischen, im Spanisch-portugiesischen und vermutlich auch im Rumänischen erhalten geblieben ist. Auch dt-r skeptischste Beobachter darf sich wohl nun der Erkenntnis nicht mehr verschliefsen, dafs der Konj. Impf, bei weitem nicht die 'erblich belastete' Zeitform ist, als die er seit Diez und Foth immer hingestellt wird. Wichtig ist der Nachweis, dafs der Anstofs zum Untergang dieses Konjunktivs aus Nordfraukreich kam. Hier fielen im Laufe des 7. s. der Ind. Plusquamperf., der Potentialis Futuri und der Konj. Impf, durch den Wandel von auslautend a > e zusammen (p. 153). Von hier aus erst sollte sich der neue -i i-Konjunktiv die übrige Romania erobern. Bereits im 8. s. dringt er nach Spanien, Portugal und den nördlichen Alpen. Seit dem 9. s. ist er in Oberitalien nachweisbar, dringt aber erst im n. s. bis in den Süden der Halbinsel, nach Judikarien gar erst im 13. s. Nachdem diese Entdeckung aber einmal für Gamillscheg feststand, scheint die Entdeckung mit dem Entdecker durchzugehen. Überall findet er Spuren des erhaltenen Konj. Impf. Zunächst dürften Formeln wie rider io o cantar? dunque morire eo? (p. 225) Brought to you by | University of Glasgow Libr Authenticated Download Date | 6/27/15 7:38 PM
doi:10.1515/zrph.1920.40.4.501 fatcat:yxicayuuuzhs5czra5slaka4ze