4. DAS VERHÄLTNIS CLEMENS' VI. ZU SEINEN KARDINÄLEN: KARDINALSKREATIONEN [chapter]

Flectat cardinales ad velle suum? Clemens VI. und sein Kardinalskolleg  
Alle in Avignon residierenden Päpste mit Ausnahme des Zisterzienserpapstes Benedikt XII. können als nepotistisch gelten. Bereits Clemens V. 1 , ab 1309 in Avignon, hatte in dieser Beziehung für einen fulminanten Auftakt gesorgtderart fulminant, daß sich Augustinus Triumphus, der unter Johannes XXII. zum glühendsten Verteidiger des Papsttums aufsteigen sollte, zu der Aussage veranlaßt sah: »Unter allen Päpsten, [...] die ihr eigen Fleisch und Blut in dieser Epoche liebten, war es doch Clemens
more » ... der sich am besorgtesten um das Fortkommen seines Geschlechts mühte« 2 . Diese Aussage läßt sich getrost auch auf den »wohl typischsten Vertreter des Avignonesischen Papsttums«, Clemens VI., übertragen 3 , der am 7. Mai 1342 zum Papst gewählt worden war 4 . In vier Promotionen kreierte er 25 neue Kardinäle 5 , wovon neun in enger verwandtschaftlicher Verbindung zu ihm standen 6 . Am 20. September wurden in einer ersten Kreation zehn Kardinäle ernannt 7 . Die nächste, am 1 Vgl. Jean BERNARD, Le nepotisme de Clement V et ses complaisances pour la Gascogne, in: Annales du Midi 61 (1949) S. 369-411; MENACHE, Clement V, S. 43-51. 2 Zit. in Art. Papes d'Avignon (G. MOLLAT), Sp. 1547; vgl. BERNARD, Nepotisme de Clement V, S. 375-378. 3 Die Sorge um das Fortkommen seiner Verwandten in der Zeit als Bischof und Kardinal behandelt WRIGLEY, Early life, S. 467-469. Bereits die Prima Vita Clementis VI bemerkte maliziös: Suos enim fratres, nepotes, consanguineos, propinquos, compatriotas et servitores valde dilexit, in: BALUZE/MOLLAT, Vitae I, S. 261. Jean de Cardaillac bemerkt in seiner Totenpredigt auf Clemens VI.: qui quamplurimos progenuit filios adoptivos in diversis gradibus Ecclesie suo tempore ordinandos, in: BN ms. lat. 3294, fol. 206v. Die Stellung eines päpstlichen Nepoten war derart erstrebenswert, daß sich Kleriker immer wieder auch zu Unrecht dieser besonderen Form von Papstnähe rühmten, um dadurch persönlich Vorteile zu erzielen.
doi:10.1524/9783486841305.77 fatcat:yn2elg6h7rggzgg7f3lbafxwym