Diskussionsbeitrag zur Transplantationsproblematik / Zum Leserbrief von Herrn L. Guidon "Verträge mit Krankenkassen künden" [1] / Grotesque carousel des candidats / WZW - Verfahren à la mode de Santé Suisse / Hygienemassnahmen ... evidence-based

2009 Bulletin des Médecins Suisses  
Diskussionsbeitrag zur Transplantationsproblematik «Weiss ich, was ich will?» Unter diesem Titel stand kürzlich in der Tageszeitung («Bund» vom 12. Juni 2009) ein halbseitiger Artikel des Direktors von Swisstransplant. Drei Zitate daraus: «Über 1000 Menschen stehen zurzeit auf der Warteliste (als potentielle Organempfänger in der Schweiz, Anm. d. Verf.), allein im letzten Jahr sind 62 Menschen mangels Organen auf der Warteliste gestorben. Für diese Menschen lohnt es sich, kurz innezuhalten,
more » ... zu entscheiden und dies auch mitzuteilen. (...) Mit grösserer Wahrscheinlichkeit wartet man selber einmal auf ein Organ, als dass man zum Spender wird. (...) Sagen Sie Ja oder Nein zur Organspende. Entscheiden Sie sich ‹für› oder ‹gegen› die Bereitschaft, anderen Menschen zu helfen, und teilen Sie Ihren Entscheid Ihren Angehörigen mit.» Während wir nun also kurz innehalten, beratschlagen interessierte Expertenkreise auch hierzulande bereits darüber, die bisher (noch) geltende erweiterte Zustimmungslösung in die sogenannte Widerspruchslösung zu verwandeln. Die letztere Form wird z. B. in Belgien, Spanien und Österreich praktiziert. Wenn ich also als Tourist in Österreich verunfalle, als hirntoter sog. Leichenspender (!) in Frage komme, und niemand von meinen Angehörigen von sich aus aktiv Einspruch erhebt, heisst das dort, dass der Organspende stillschweigend zugestimmt wird! Die recht verbreitete Meinung: «Wenn ich tot bin, können die doch mit mir machen, was sie wollen!» zeugt m. E. eher davon, sich mit diesem heiklen Thema nicht näher befassen zu wollen. Um sich entscheiden zu können, brauchen wir aber sachliche Informationen aus verschiedenen Perspektiven. Umfassende Aufklärung sowie informative Gegengewichte sind darum dringend nötig. Die Haltung von Swisstransplant ist offensichtlich; aus dieser Sicht wird zwar logisch, allerdings nicht sachlich ausgewogen, sondern sehr einseitig, manipulativ sowie angst-und schuldinduzierend argumentiert. Viele Problemthemen (Frage des Hirntodes, somatische und psychische Risiken von Transplantationen, mögliche problematische Folgen der Immunsuppressiva usw.) werden von dieser Lobby in der öffentlichen Diskussion oft bagatellisiert oder einfach unterschlagen. Angehörige Explantierter berichten, dass sie sich in ihren Fragen und Ängsten von den medizinischen Experten oft unverstanden,
doi:10.4414/bms.2009.14553 fatcat:ekpkt2eo6ba23jatj7x3o7rlsy