Blumhardt, Vater und Sohn. 15., Das Wiedererwachen und die Blumhardtsche Hoffnung ; Blumhardt-Worte
L. Ragaz, Blumhardt
1921
Gewöhnliche hinaus geht. Glauben! Aus allem Leben des Heilandes heraus sehen wir seinen Wunsch, auf Erden im Menschen Glauben zn finden, wie wenn ohne diesen Glauben das, was er im Sinne hat, nicht werden könnte. Wir dürfen sagen: der Heiland setzt sein Bcrtrauen einerseits auf seinen Vater in, Himmel, aber anderseits auch auf Menschen, in denen etwas vom Vater im Himmel gegeben ist. Diese glauben ihm und aus diesem Glauben sieht er das Werk Gottes, das zu seinem Reich führen soll, wachsen und
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... edeihenzu seinem Ende kommen, Es kommt alles darauf an, daß recht viele Menschen als Einzelne sich so darstellen, in ihrem Glauben, daß Gottes Regiment an ihnen offenbar werden kann, dann wird für das Wachstum der Gottespflanze alles möglich; dann werden auch Berge versetzt, b. Die kleine Herde. So arbeitet die Gemeinde Christi durch Glauben, Hoffen, Leiden, durch Gebet uud Zeugnis mit am Kommen des Reiches. Diese Gemeinde mag wohl zeitweilig sehr klein fein. Insofern gilt das Wort von der "kleinen Herde " /) der das Reich verheißen ift. Aber es ist wieder ein arges Mißverständnis, wenn der Pietismus dies so auslegt, daß das Reich bei der kleinen Herde allein bleiben, auf sie beschränkt sein solle. Vielmehr svll es ihr gegeben werdeil für Alle. Sie erkämpft es in stellvertretendem Leiden für die Anderen. Llumlmat-lllstte. Was Gott nötig hat. Der liebe Gott braucht einstweilen nicht vicl auf Erden. Er braucht nur wenige, aber ganze Leute, damit er diese Wenigen gleichsam packen und die ganze Erde an ihnen festhalten kann. Haltet euch ja nicht für zu gering, ihr Lieben, und lasset von dem gewöhnlichen Sinn der Menschen, die meinen, es müssen immer große Haufen sein im Reiche Gottes auf Erden, Es ist viel besser, wenn wir kleine Häuflein sind; eins, zwei, drei, zehn, die Eins sind, sind stärker als Hunderttausende, die so in ihrer Frömmigkeit hinsirmeln und es doch zu keinem wahrhaftigen, einmütigen Streben nach dem Reich Gottcs bringen, Gott arbeitet durch schwache Menschen. Dieses Licht fs, s. der Hoffnung auf den neuen Himmel und die neue Erdes wird niemand täuschen. Du bleibst vielleicht ein armer Schelm dabei; die größte Torheit ist, zu glauben, wir müssen gleich die größten Helden werden. -Gott arbeitet immer durch schwache Menschen, aber das sind die stärksten, weil in dcnen die Hoffnung auf des Geistes Kraft am meisten wirksam werden kann, Jesus der Schwache. Es war für die Jünger Jesu schr dunkel, weil sie keine'Gewalr in Jesu sahen, die Menschcn sich Untertan zu machen. Er war immer der Schwache, der Arme unter den Armen, der Verachtete unter den Verachteten, und er rührte keinen Finger, um sich etwa Geltung zu verschaffen, Man war in der Welt nur gewohnt, starke Leute zu etwas kommen zu sehen. ') Vgl. Luk. 12, 3.>. -426 -Leute, die auch einmal eine Macht in die Hand zu nehmen verstanden. Er war immer der Schwache, Der Herr Jesu war nicht wie ein Mann, der zu seinen Jüngern sagte: "Passet auf, wozu ich es noch bringe! Mein ist die Zukunft", sondern er lehnt ab, er kommt zu nichts -in dieser Welt natürlich. Die Wenigen. Alles das ift schwer zu allen Zeiten, wozu sich immer nur wenige Menschen verstehen. Wo alle gleich auch laufen, wo alles vielleicht bloß der Herde nach gleich denkt, das ist leicht. Nicht dort, wo die Vielen rennen und laufen, fondern dort, wo man nur sehr wenige sieht, liegt die tiefere Wahrheit, So ist es auch heute eine kleine Herde, die sich mit dem allgemeinen Christentum nicht befriedigt, sondern auf ein Größeres traut, auf ein hohes Ziel der Menschen hofft. Kein Ruhm! Diese kleine Herde laßt der liebe Gott nie zu einem eigentlichen Ruhme kommen, Sie sind immer in der Stille, Sie mögen noch, so glücklich, auch in sich selbst noch so stark fein, einen eigentlichen Menschenruhm durch Menschentaten, durch menschliches Auftreten, kriegen sie nicht, und wenn es lauter Propheten wären und wenn es lauter Engel wärenja gerade deßwegen müßten sie in der Stille bleiben. Der liebe Gott fängt keine Händel an mit den Menschen durch irgendwelche gewaltige Persönlichkeiten, die er für sich in Anspruch nimmt. Das Wirken Gottes ist ein viel stärkeres, als das der menschlichen Gewalt, die andere Menschen gewinnen könnte, Das schwächste Kindlein foll Kraft haben wenn ihm das Reich Gottes beschieden werden kann. Kein äußeres Reich, sondern, das, was der Geist Gottes durch einen guten Menschen überall schaffen kann, oft ohne daß er daran denkt. Nicht die Starken, die Gewaltigen, sondern die Einfältigen, die Gronigen, die Nichtsgeltenden, die in Verlegenheit Stehenden, die oft ratlos sind, die aber ein Pünktchen in stch haben, da Gott regieren kanndie fchaffen es, ob es Männer oder Frauen sind, ob Kinder oder Greise, Törichte oder Kluge, Nicht auf unsern Verstand, unsre Kraft, aufs Regiment Gottes kommt es an, Eine "kleine Herde", eine Hand voll Menschen, in denen das Reich Gottes wirklich durchdringen kann, kann die ganze Menschheit beeinflussen d. h. Gottes Geist durch sie.
doi:10.5169/seals-134829
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