Erwiderung auf den Artikel Rosensteins: "Ueber die Behandlung der anderen nicht graviden Tube bei Operation wegen Tubargravidität"

Ernst Puppel
1910 Gynecologic and Obstetric Investigation  
Mainz Mein Hinweis auf die Notwendigkeit der Wiederholung einer Tubargravidität vorzubeugen, soweit das in unserer Macht steht, ist nicht un-beachtet geblieben. Rosensteín unterwirft nun die von mir aufgestellten Thesen einer Kritik, indem er behauptet, man habe häufig gar keine Zeit, bei der Schwere der Erkrankung -wohl die Ruptur der graviden Tube vorausgesetzt -die andere Tube anzusehen. Ich bin der Meinung. dass dies keinen Zeitverlust darstellt, wenn nur erst einmal auch die Aufmerksamkeit
more » ... darauf gelenkt ist. Dies jedoch nur nebenbei. These 3 lautet bei mir: Die Tube .... istzu entfernen wenn a) perimetritische Adhäsionen an der gesunden Tube bestehen. b) eine grosse Hämatocele vorhanden, c) eine Drainage des kleinen Beckens notwendig ist. Daraus macht Rosensteín: '.wenn perimetritische oder perisalpin-gitische Adhäsionen vorhanden oder zu erwarten sind". In diesen beiden Formulierungen liegt aber ein grosser Unterschied, so gross, dass jeder, der die Fassung Rosensteins liest, mit ihm meinen radikalen Standpunkt verurteilen wird. Selbstverständlich verstehe ich unter diesen Adhäsionen nicht solche, die mit einigen Scherenschnitten zu lösen sind. In meinen beiden Fallen fanden sich ganz derbe. flächenhafte Ver-wachsungen, die nur schwer zu trennen waren. Dass sich postoperative Adhäsionen lösen können, soil nicht bestritten werden, dass sie aber an der Tube zu unheilvollen Abknickungen und damit zur Gefahr einer weiteren 732 Rosenstein, Erwiderung auf die Bemerkungen etc. ExtrautβΓmgravidität führen können, wird man mir zugeben müssen. Darauf wollte ich an der Hand meiner Fälle hinweisen. Bezüglich der von Rosenstein erwähnten "endotubaren Beschaffenheit" weise ich auf meine These 1 hin, in der es heisst, der Zustand der anderen Tube ist genau zu be-achten. Dabei setze ich stillschweigend voraus. dass jeder Operateur, wenn er eine kranke Tube findet, das mit ihr machen wird, was ihm am besten scheint, also: Lösung von Adhäsionen, Stomatoplastik usw. Es erscheint merkwürdig, dass Rosenstein erst die These 1 bekämpft, weil er keine Zeit hat. die Tube anzusehen, und gleich nachher auf die Notwendigkeit genauer Beachtung der endotubaren Vorgänge hinweist. Wenn R. nun ferner sagt, es sei nicht zu verstehen, warum eine Hämato-zβle oder eine Drainage die Indikation zu Exstirpation der gesunden Tube abgebe, so darf ich auf meinen Fall 2 verweisen, bei welchem nach Aus-räumung des Hämatocelensackes nach der Vagina drainiert worden war. Nach 7 Jahren fand ich bei der zweiten Laparotomie den Uterus in derbe Adhäsionen eingebettet, fast unbeweglich, stark nach links verzogen. Wo ist denn hier die "glatte Resorption der Adhäsionen" ? Rosenstein benutzt die Gelegenheit zu einem Ausfall
doi:10.1159/000289323 fatcat:ugxlhw7fkzd6ze6pzzyskpkcx4