Einleitung zum Dossier Homenatge a Antoni Tàpies · Hommage an Antoni Tàpies

Gerhard Wild
2013 Zeitschrift für Katalanistik   unpublished
1 Betrachtung zu einem Zeitgemäßen Spätestens seit sich auch die deutschsprachige Romanistik unter dem Schlagwort "Intermedialität" in Erkenntnisbereiche begeben hat, die bis-lang genuiner Gegenstand der Film-und Medienwissenschaft, der Kunst-geschichte sowie der Theater-und Musikwissenschaft zu sein schienen, bedarf es kaum einer Rechtfertigung, das vorliegende Dossier "Homenatge a Antoni Tàpies" exklusiv einem der faszinierendsten Künstler der katala-nischen Spätavantgarde zu widmen. Tàpies'
more » ... chaffen war bestimmt von der lebenslangen Suche nach Möglichkeiten, die konventionelle Malerei in bis dahin kaum denkbare Bereiche auszuweiten. Dies macht ihn zum Fort-setzer einer grenzgängerischen Aktivität, die in der frühen Moderne zum Einen den finisäkulären Experimenten mit Materialmischung (Gustave Moreau, Gustav Klimt, Antoni Gaudí), zum Anderen in den vehementen Versuchen der Zertrümmerung der letzten Bastionen einer postklassischen Ästhetik (Marcel Duchamp, Francis Picabia, Max Ernst, Hans Arp) ihren Beginn nimmt, um sich in so unterschiedlichen ästhetischen Feldern zu vollenden wie den rostigen Flugzeitmodellen Anselm Kiefers, Césars zer-quetschten Autowracks, Jess Collins' Materialassamblagen und den Objekt-akkumulationen Armans. 2 Heterodoxie / Heterotopie Wie die hier nur stellvertretend zuletzt genannten Zeitgenossen situiert Tàpies sein Schaffen zwischen den Genres, Medien und Materialien, zwi-schen ästhetischer, philosophischer und-wie sein gesellschaftliches und schließlich umweltpolitisches Engagement zeigt-ethischer Praxis. Inso-fern wird es zum Musterbeispiel einer avantgardistischen Verfahrens
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