Böse, das
Urs Marti
2008
Das Handbuch der Politischen Philosophie und Sozialphilosophie bietet eine umfassende, differenzierte und zugleich kompakte Darstellung der beiden Sachgebiete, die im deutschsprachigen Raum bisher so nicht vorhanden war. Es vereint Einträge zu Sachthemen und zu Personen. Die Sachthemen sind so angelegt, dass sie einen thematischen Bereich erschließen und dabei wissenschaftliche Einzelerkenntnisse und Probleme in größere Zusammenhänge einordnen. Alphabetische Stichwort-und Personenverzeichnisse
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... ewährleisten größtmögliche Übersichtlichkeit und Zugänglichkeit zu Fragestellungen der Benutzer. Das Handbuch richtet sich neben Philosophen und Philosophinnen an eine politisch interessierte Öffentlichkeit sowie an Personen aus Politik, Vom »Bösen« ist die Rede, wenn Gesetze religiöser, moralischer oder juristischer Art übertreten werden, wenn Menschen dadurch körperlicher oder seelischer Schaden zugefügt wird, und wenn dies willentlich geschieht. Das Böse bezieht sich auf Handlungen und die sie bestimmenden Motive. Obgleich sich in der Alltagssprache die Grenzen zwischen den Begriffen des Bösen, des Schlechten und des Übels verwischen, lässt sich unterscheiden zwischen dem Schlechten als dem Schädlichen, dem Bösen als der Absicht, zu schaden, sowie dem Übel als objektivem Schaden, der nicht zwingend aus böser Absicht resultieren muss. Das französische ›mal‹ und das englische ›evil‹ umfassen alle drei Bedeutungen. Dies trifft bereits für das griechische ›kakon‹ und das lateinische ›malum‹ zu, Begriffe, die jede Art von Übel bezeichnen, das Unglück wie die Verletzung sittlicher Normen, das Schreckliche und Bedrohliche wie das Mangelhafte und Minderwertige. Eine engere Bedeutung kommt dem Begriff des Bösen in der christlichen Theologie zu; das Böse ist die Sünde, der Abfall von der göttlichen Ordnung, an dessen Ursprung das Böse steht, eine übermenschliche Kraft, die gegen Gott aufbegehrt. In einer säkularisierten Welt ist der Begriff des Bösen daher problematisch geworden und wird in vielen Fällen durch Begriffe des Unrechten, Falschen oder Schädlichen ersetzt. Allerdings wird er, oft auch ironisch, nach wie vor verwendet, um all jenes zu bezeichnen, was Menschen vermeiden, verurteilen, verwerfen, abwenden oder bekämpfen sollen. Generell gilt, dass es sich um einen negativ konnotierten Begriff handelt, dessen inhaltliche Konkretisierung nur aufgrund eines bestimmten Verständnisses seines Gegenbegriffs, nämlich des Guten möglich ist. Google Scholar
doi:10.5167/uzh-8975
fatcat:7dacppjksjhm7exjt57dtm5utu