Potter, Dylan David: Angelology. Recovering Higher-Order Beings as Emblems of Transcendence, Immanence, and Imagination

Johann Ev. Hafner
2020
Das Buch stellt sich zur Aufgabe, christliche Positionen der Engellehre für die aktuelle Theologie fruchtbar zu machen: "to illustrate and contextualize a theological apparatus whereby the angel becomes a means of enhancing divine transcendence and immanence as well as human imagination" (7). Dies sei notwendig, da die Gegenwart noch unter dem Verdikt von Schleiermacher und Bultmann stehe, für die Engel keine theologische Bedeutung haben, und da es zu Fehlentwicklungen wie in der Esoterik
more » ... en sei. Als Korrektive sollen drei traditionelle Angelologien dienen: das Engelbild der Hebräischen Bibel, bei Ps.-Dionysius und bei Thomas von Aquin. Kap-I (11-63) behandelt drei Typen von Zwischenwesen: Cheruben, den Herrenengel und den himmlischen Hofstaat. Dylan David Potter verweist auf die breit diskutierte Etymologie von "Cherub" und dessen Herkunftsgeschichte aus mesopotamischen Kulturen und fügt die originelle Deutung an, dass das Paradies als Kultraum gesehen werden kann, der am Osttor von Cheruben wie der Tempel von Leviten bewacht wird. Dass die Priesterschrift -kurz wird die Dokumentenhypothese zu J, E und P verteidigt -Cheruben nur mehr als Zierrat an der Lade und nicht mehr als Akteure verwendet, sei ein Zeichen für die zunehmende Herausstellung der exklusiven Transzendenz Gottes. Eine ähnliche Entwicklung sei beim mala'k Jhwh zu beobachten. In der Exilszeit (vgl. 35ff) tritt an die Stelle des Herrenengels ein himmlischer Hofstaat, der die Hoheit Gottes betont und als Gegenentwurf zum babylonischen Pantheon zu deuten ist. So könne Gottes Ferne angesichts der historischen Katastrophe kompensiert werden. Diese Thronengel stellen sozusagen erniedrigte Götter dar, die vom Hochgott ermahnt, befragt und gerichtet (vgl. Ps 82) werden. Im Zuge dieser Entwicklung sei die Vorstellung vom himmlischen Tempel immer spektakulärer ausgestaltet worden: In der apokalyptischen Literatur wurden Engel mit Hilfe von Namen (Michael, Gabriel) zunehmend personalisiert und wahrscheinlich auch verehrt. Dies wird durch einen synoptischen Vergleich der Motive in der himmlischen Liturgie in Jes 6, Ez 10 und Dan 7 illustriert. Leider fehlt an dieser Stelle die umfangreiche Debatte zur fast göttlichen Engelsfigur "Menschensohn". P. weist zu Recht darauf hin, dass aus dem Fehlen jeglicher Zeugnisse von Engelverehrung nicht geschlossen werden darf, dass es diese nicht gab. Dennoch bleibt er bei seiner These, dass sich der Monotheismus stetig fortentwickelt habe. In Kap. II (64-109) wird die Angelologie des Ps.-Dionysius (um 500 n. Chr.) in den Blick genommen. Nach einer scharfen Replik auf die Kritik durch Luther, Calvin und Barth, die den "Areopagiten" als spekulativen Platoniker ablehnten, wird dieser mit sehr überzeugenden Belegen aus
doi:10.17879/thrv-2020-2663 fatcat:jbpncquhrjf67eurokvcqj6ady