Europäische Malerei aus Südamerika
Paul Pieper
2022
sterhofes in Hirer Vorzeidmung (Kat.-Nr. 58) wie auch im Fresko. Die Vorzeichnungen zu den Passionsszenen, auf Rauhputz in situ verblieben, wurden in Photographien den in die Mostra iibertragenen Fresken konfrontiert. Somit kann der Besucher den Entwurf einerseits mit der Ausfiihrung auf einer 10 m breiten, 4,5 m hohen Wand anderseits vergleichen. Zu den auffalligsten Resultaten der 1953 durchgefiihrten Restaurierung gehbrt das Sichtbarmachen der vielverschrankten Bewegung in der
more »
... ppe unter dem Kreuze und der Komposition der Grablegung, die, wie man heute erkennt, durch eine Riickenund eine Profilfigur seitlich abgeriegelt wird; ferner das Freilegen des jungen Kriegerkopfes hinter dem Auferstandenen (Abb. 3). Insgesamt beruht die Gewalt des Ausdrucks in diesen Fresken auf der Geschlossenheit ihrer Komposition und den sparsamen Mitteln einer grandios gehandhabten Linienfiihrung. Von bier nimmt der junge Verrocchio seine fliegenden Engelsgestalten; von hierso vermerkt der Katalog S. 146nimmt Piero den Ausgang seiner Fresken in S. Francesco und seine "Auferstehung" in S. Sepolcro. Die Einzelfiguren der neun "Uomini Illustri", geordnet in der Trias dreier Florentiner Kriegshelden, dreier Frauen und dreier Dichter Florentiner Gebliits, scheinen aus der gemalten Nisdienarchitektur eines Friihrenaissance-Saales hervorzutreten. Hire ehemalige Anordnung in der Villa Pandolfini (s. H. Keller, Kunstchronik, Januar 1953, S. 3) und das sich daraus neu gestaltende Programm der Neuf Preux wird an anderer Stelle besprochen werden. Hier ermbglichen die Codices aus Rom (Kat.-Nr. 32) und Turin (Kat.-Nr. 33), sowie der Mailander Codex mit den "Imagines Pictae Virorum Illustrium" (Kat.-Nr. 34) das nahere Bekanntwerden mit Seriendarstellungen beriihmter Manner und Frauen in Handschriften der 1. Halfte des Quattrocento. Die zum ersten Male im Palazzo Strozzi versuchte Begegnung der Quattro Maestri umreiBt die einzelnen Meister mit scharferen Konturen. Sie verbindet alle vier mit den Anfangen gemeinsamen Ringens um die Ziele der Friihrenaissance, in dem Jahrzehnt, als 1439-1442 Domenico Veneziano mit dem jungen Piero an den Fresken der kleinen Chorkapelle von S. Egidio malte, als Paolo Uccello, der Alteste der vier, in der Dombauhiitte (1433/58) schon einen Namen hatte, und als Castagno, der Jiingste, sich anschickte, mit 19 Jahren seine ersten Fresken in Venedig zu malen.
doi:10.11588/kc.1954.7.91099
fatcat:hhgb7tqulbfevi4cdqxdbui6ti