Radiological procedures in gastrointestinal bleeding - treatment
2003
Deutsche Medizinische Wochenschrift
Die radiologische Katheterintervention ist bei nachgewiesener Blutung und selektiver Erreichbarkeit des blutenden Gefäßes eine sichere Therapieoption. Komplikationen wie Embolisatverschleppung, Ischämien mit Darmgangrän, Gefäßdissektion oder anhaltenden Schmerzen sind nach allen Studien und eigenen Erfahrungen extrem selten (1-3). Der kurzfristige, aber auch der dauerhafte Therapieerfolg ist beachtlich. Primäre Erfolgsraten von 80-98% und sekundäre bei immerhin etwa der Hälfte der Patienten
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... nachgewiesen (4, 5, 7). Allerdings erfordern solche Ergebnisse neueste Kathetermaterialien, den Einsatz von Mikrocoils und ein erheblich Maß an technischem Geschick und Erfahrung des Untersuchers. In früheren Jahren sind kritische Darmischämien in 10-20% der Katheterinterventionen beschrieben. Der große therapeutische Gewinn erfolgreicher transarterieller Embolisationen gastrointestinaler Blutungen ist mit einer 13,3mal höheren Wahrscheinlichkeit des Überlebens der so erfolgreich behandelten Patienten gegenüber minimal-invasiv nicht therapierten oder nicht therapierbaren Patienten eindrucksvoll dokumentiert (8). Embolisationsmaterialien Grundsätzlich können folgende radiologisch einsetzbare Produkte unterschieden werden: Ballons Ballons sind -unabhängig von Form und Ablösetechnik -zur Behandlung von Blutungen nur temporär als mechanische Blockade geeignet. Sie messen 4-20mm im Durchmesser und erlauben damit keine superselektive Embolisation auf kapillarer Verschlussebene. Spiralen Spiralen (Coils) sind gut röntgendichte Materialien, die erst im Gefäß ihre Konfiguration annehmen und über die Induktion einer Thrombozytenaggregation zur Embolisation führen. Sie sind sowohl über 4-5F als auch kleinerlumige Koaxialsysteme sehr sicher applizierbar. Gleichermaßen als Gianturcospiralen oder Mini-bzw. Mikrospiralen sind sie zur Behandlung von gastrointestinalen Blutungen geeignet. Bei blutenden Tumoren sind sie dann das Mittel der Wahl für die Behandlung, wenn eine nachfolgende Operation geplant ist und die Selektivsondierung der tumortragenden Gefäße möglich ist. Die metalldichten Spiralen stellen in solchem Fall gleichzeitig eine dem Operateur hilfreiche Markierung für den Eingriff dar. Da Spiralen sehr exakt platzierbar sind und die Nekrosegefahr gering ist, werden sie insbesondere bei akuten gastrointestinalen Blutungen häufig eingesetzt. Ihr Einsatz setzt ein intaktes Gerinnungssystem voraus, da neben der mechanischen Gefäßverlegung die Thrombozytenaggregation zur Gefäßembolisation erforderlich ist. Gelatineschwammpräparate Gelatineschwammpräparate (Gelfoam) sind in verschiedenen Formen im Handel. Es sind sowohl Würfel, die vom Untersucher selbst portionierbar sind, als auch Pulver erhältlich. Die Substanz wird mit Kontrastmittel durch den Katheter injiziert, da sie selbst nicht röntgendicht ist. Sie besitzt erhebliche Viskosität. Die Applikation durch Koaxialkatheter kann oft schwierig bis unmöglich sein. Der Okklusionsmechanismus beruht auf mechanischer Verlegung der Blutgefäße und anschließender Thrombozytenaggregation mit konsekutiver Thrombosierung. Für die Blutungsbehandlung besitzt Gelfoam als alleinige Substanz wenig Bedeutung, weil regelmäßig eine Rekanalisation des primär verschlossenen Gefäßes erfolgt. Alkoholpräparate Alkoholpräparate sind als Embolisate ebenfalls seit langem im Einsatz. Möglich ist sowohl die Verwendung hochprozentiger Alkohole als auch Polyvinylalkohole (feste Partikel). Auch die Sklerosierungspräparate, die insbesondere für Behandlung von venösen Varizen Anwendung gefunden haben, sind alkoholähnliche Substanzen. Hochprozentiger Alkohol (Ethanol) ist ein kapillargängiges Embolisat. Es ist lokal toxisch -daher ist die Injektion für die Patienten auch sehr schmerzhaft -und wurde in der Tumorembolisation ins-
doi:10.1055/s-2003-42698
pmid:14523688
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