Rechtsmedizinische und toxikologische Auswertung von Sterbefällen mit toxikologischem Nachweis von Diphenhydramin oder Doxylamin im Zeitraum von 2000 bis 2010 am Institut für Rechtsmedizin der Charité Universitätsmedizin Berlin [article]

Lena Eckes, Universitätsbibliothek Der FU Berlin, Universitätsbibliothek Der FU Berlin
2014
Diphenhydramin (DPH) und Doxylamin (DA) sind Arzneistoffe aus der Gruppe der H1-Antihistaminika und kommen heutzutage meist als Schlafmittel zum Einsatz. Beide sind seit über 60 Jahren auf dem Markt und seitdem in Deutschland ohne Rezept in der Apotheke frei verkäuflich. Man kann sowohl mit DPH als auch DA eine starke Intoxikation mit möglichem letalem Ausgang herbeizuführen. Aufgrund dessen und der einfachen Verfügbarkeit können die Substanzen häufig bei Obduktionen mit suizidalem Hintergrund
more » ... estgestellt werden. Es existieren verschiedene Angaben für Grenzparameter zur Abschätzung der toxischen und letalen Blutkonzentrationen postmortal und keinerlei Angaben zur Einschätzung der postmortalen Mageninhaltskonzentration. Anhand eines bestimmten Fallkollektivs sowie der Literatur zu diesem Thema soll die Kategorisierung solcher Vergiftungen vereinfacht werden. Deshalb wurden in dieser Arbeit alle Fälle am Institut für Rechtsmedizin der Charité Universitätsmedizin Berlin, in denen durch die postautoptische toxikologische Untersuchung DPH oder DA nachgewiesen werden konnten, vom 01.01.2000 bis zum 31.12.2010 retrospektiv untersucht. Es wurde eine Einteilung der Fälle nach Blutkonzentration und Mageninhaltskonzentration vorgenommen und mithilfe des Metaboliten Diphenylmethoxyessigsäure, sofern dieser vorhanden war, die Zeit zwischen Einnahme und Todeszeitpunkt abgeschätzt. Die Grenzangaben der Blutkonzentrationen zur Unterscheidung zwischen therapeutischer, toxischer und letaler Beeinflussung wurden nach Auswertung der Literatur festgesetzt und anschließend auf Plausibilität im Einzelfall überprüft. In 73 Fällen wurde in dem angegebenen Zeitraum DPH nachgewiesen, in 19 Fällen DA. Dies entsprach ca. 1 % der Sektionen für DPH und 0,2 % für DA. 59 der untersuchten 92 Fälle waren Suizide, von denen in 39 toxische oder letale Blutkonzentrationen für diese Substanzen nachgewiesen werden konnten. In 18 dieser Fälle lag eine Vergiftung vor und eine der beiden Substanzen war mit für den Tod verantwortlich. Das sind 19,5 % alle [...]
doi:10.17169/refubium-13403 fatcat:nhqjhgktandfrnlrygrwsvlpje