"VALID LEONARDO-Projekt " Bewertung und Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen Valid Leonardo-Projekt Bewertung und Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen Europäisches Diskussionspapier für die Sozialpartner Arbeitspapier 1 VALID LEONARDO-Projekt 2 Arbeitspapier 1 Valid Leonardo Projekt Das Wichtigste auf einen Blick

Winfried Heidemann, Wilfried Kruse, Hans Böckler, Stiftung Valid, Kostas Dimoulas, Alexandra Lefopoulou, Jonathan Winterton, University, Vereinigtes Königreich, Heinz Schlieper, Ulrike Zenke
unpublished
Zertifikate Qualifikationen Entlohnung Bewertung Anerkennung Bildungssystem Kompetenzen Weiterbildung Arbeitsorganisation Nr.1 01 / 99 8 Arbeitspapier 1 Valid Leonardo Projekt Die komplexen Zusammenhänge zwischen diesen Elementen und Dimensionen sind bisher weitgehend ein weißer Fleck des europäischen Wissens. Ziel des Projektes sollte es sein, durch Aufbereitung von Erfahrungen in den verschiedenen Ländern zu Anstößen für die Weiterentwicklung der jeweils nationalen Systeme und gleichzeitig zu
more » ... einer Rationalisierung der europäischen Diskussion beizutragen. Um dieses Ziel praxisnah und dialogisch bearbeiten zu können, wurden Partner für ein Sozialpartner-Projekt gewonnen -also ein Projekt, an dem sowohl Arbeitgeber und ihre Organisationen oder Betriebe, als auch Gewerkschaften oder Gewerkschaftseinrichtungen oder betriebliche Arbeitnehmer-Vertretungen beteiligt sind. Um das Projekt nicht überkomplex anzulegen, wurde es auf wenige Wirtschaftssektoren begrenzt. Diese Ziele wurden erreicht . durch die Einbeziehung von Experten und Instituten der Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften der Metallindustrie in Frankreich (UIMM und CFDT) und Griechenland (FIG und INE-GSEE), sowie die Beteiligung eines deutschen Metallunternehmens (Kaco) und der örtlichen Verwaltungsstelle der Industriegewerkschaft Metall, . durch die Beteiligung der paritätischen Weiterbildungsstiftung Chemische Industrie in Deutschland und für das Vereinigte Königreich durch die Kontakte der University of Bradford zur Chemischen Industrie, . durch die Projektkoordination durch die Hans-Böckler-Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes und die Sozialforschungsstelle Dortmund als einem öffentlichen Forschungsinstitut mit Kontakten zu Unternehmen und Gewerkschaften. Allerdings spielte der Branchenbezug im weiteren Verlauf des Projekts explizit keine dominante Rolle mehr; zwar wurden die Erfahrungen und Beispiele vor diesem Hintergrund aufbereitet; doch zeigte sich, daß die mit Anerkennung und Bewertung von Qualifikationen verbundenen Probleme mehr genereller Art sind, also mehr die Bildungs-und Zertifizierungssysteme und die Systeme der industriellen Beziehungen auf nationaler Ebene berühren. 1.2 Vom Denken in Modellen und Transfers zu einem Europäischen Diskussionspapier für die Sozialpartner Das Projekt sollte vor dem Hintergrund von Ergebnissen und Einsichten, wie sie bereits das Programm FORCE vermittelt hatte, in eines der Kernprobleme der Gestaltung von Weiterbildung vordringen, nämlich in den Bereich ihrer Anerkennung und Bewertung. Mit diesem Thema befindet man sich in einem Kernbereich industrieller Beziehungen zwischen den Organisationen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Bei den damit gegebenen unterschiedlichen Interessen an Weiterbildung ist die Frage, in welchem Umfang es unter Bezug auf zukünftige Qualifikationserfordernisse Überschneidungsbereiche von Interessen und damit Chancen für gemeinsame Gestaltung und Übereinkommen durch die Sozialpartner gibt. Die Frage nach der Anerkennung und Bewertung von Qualifikationen wird üblicherweise -so auch in den meisten bisherigen LEONARDO-Projekten -aus einer individuellen Bildungsperspektive formuliert. Was ist damit gemeint? Eine Person erwirbt sich in Lernprozessen -wie diese auch immer organisiert 9 sind -berufliche Qualifikationen oder Fähigkeiten, um sie auf dem Arbeitsmarkt anbieten zu können. Diese Qualifikationen und Fähigkeiten finden formal Anerkennung durch ein Zeugnis oder Zertifikat, das den Nachweis einer erfolgreichen Aneignung dieser Qualifikationen und Fähigkeiten dokumentiert. Dieses Zertifikat dient der betreffenden Person dazu, ihre Qualifikationen und beruflichen Fähigkeiten gegenüber Dritten zu "verdolmetschen", bevor sie in konkreten Arbeitsvollzügen praktisch unter Beweis gestellt werden. Die tatsächliche Anerkennung dieser Qualifikationen erfolgt nämlich erst dann, wenn die betreffende Person an einem Arbeitsplatz eingesetzt wird, dessen Anforderungen vollständig oder weitgehend mit ihren Qualifikationen korrespondieren. Ein Zertifikat ist in diesem Sinne also ein Hilfsinstrument, das dem Individuum die Darstellung seiner Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt erleichtern kann. Auch die Frage der Bewertung von Qualifikationen im betrieblichen Zusammenhang wird üblicherweise zunächst aus individueller Sicht thematisiert: Welchen Wert haben diese Qualifikationen für die Entlohnung? Im bisher vorherrschenden Verständnis bedeutete ein Mehr an Qualifikationen zugleich eine erhöhte Produktivität der Arbeit und damit auch eine Erwartung höherer Entlohnung. Das Entlohnungs-Motiv spielte und spielt beim Erwerb von beruflichen Qualifikationen nach wie vor eine erhebliche Rolle. Diese Bewertung wird vom Arbeitgeber nach Kriterien vorgenommen, die mit dem Wert der angebotenen Qualifikationen für die jeweilige Tätigkeit im Rahmen des gesamten betrieblichen Prozesses zu tun haben, und auch nach dem Gesichtspunkt, wie knapp oder wie reichlich diese Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt vorhanden sind. Der Beschäftige ist bei der Bewertung seiner Qualifikationen bestimmten allgemeinen Regeln unterworfen, die betriebsspezifisch oder in überbetrieblichen Vereinbarungen der Sozialpartner getroffen werden, oder die aus gesetzlichen Vorschriften stammen. Dabei existieren aber erhebliche Spielräume der Interpretation. Die beiden zentralen Elemente der individuellen Bildungsperspektive, nämlich Anerkennung und Bewertung, sind also hinsichtlich ihrer Realisierung marktvermittelt und hängen in großem Umfange von der qualitativen und quantitativen Nachfrage der Betriebe ab -also: in welchem Umfange und in welcher Qualität Betriebe neue Arbeitskräfte benötigen. Damit kommt ein eher kollektives Element ins Spiel. Im Vordergrund der europäischen Programme wie "FORCE" oder "LEONARDO" stand bisher die Gestaltung der Angebotsseite, also der eher individuellen Dimension der Qualifikationen: Welches sind die erforderlichen beruflichen Qualifikationen, beruflichen Handlungsfähigkeiten oder Kompetenzen der Individuen für die Zukunft? Welche Art der Zertifizierung ist für die Individuen auf den Arbeitsmärkten, einschließlich des europäischen Arbeitsmarktes, hilfreich? Das VALID-Projekt hat sich darüber hinaus auch der Frage nach Anerkennung und Bewertung der Verwendungsseite beruflicher Qualifikationen, nämlich den Beschäftigern oder Betrieben zugewandt. Dabei sollte . gefragt werden, welche Tendenzen es bei der Anerkennung und Bewertung von Qualifikationen in den Betrieben gibt, und . geprüft werden, ob Anerkennung und Bewertung von Qualifikationen im Betrieb einer gemeinsamen Gestaltung durch die Sozialpartner zugänglich sind.
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