Frans de Neve, ein flämischer Maler im 17. Jahrhundert auf Wanderschaft in Süd- und Mitteleuropa

Silvia Stillfried
2008 unpublished
Bisher gibt es keine ausführliche Dokumentation über Leben und Werk des Frans de Neve. Ein Geburtsdatum von 1606 und eine weitere Eintragung in der St. Lukasgilde von Antwerpen im Jahre 1690/91 werfen die Frage auf, ob dieser Künstler ein hohes Alter erreicht haben könnte oder ob es sich um zwei oder gar drei Maler gleichen Namens handelt. In der jüngeren Forschung vermutet man zwar zwei Künstler, aber dies konnte bis dato nicht belegt werden. Diese Arbeit ist der Versuch, die offenen Fragen zu
more » ... klären und ein Werkverzeichnis zu erstellen, das sich, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, auf die Ölbilder des Künstlers in Süd- und Mitteleuropa beschränkt. Die Aufarbeitung der Zeichen- und Druckgraphik muss weiterer Forschung vorbehalten bleiben. Die Recherchen haben ergeben, dass unter dem Namen Frans de Neve zwei Künstler, nämlich Vater und Sohn als Maler tätig waren. Der Ältere wurde 1606 in Antwerpen geboren, arbeitete vorwiegend in seiner Heimatstadt und starb um 1681 daselbst oder in Brüssel. Sein Sohn, Frans II, wurde 1632 in Antwerpen geboren und ist in den 1660er Jahren in Rom nachweisbar. Er war Mitglied der dortigen Künstlervereinigung "Bentveughels" mit dem Bentnamen "Bloosaerken". Von ca. 1669 bis 1689 hielt er sich in Mitteleuropa auf und malte vorwiegend Altarbilder für den Erzbischof von Salzburg, den Fürstbischof von Passau und die großen Benediktinerstifte Kremsmünster, Garsten und Admont. Für Karl Eusebius von Liechtenstein, ebenfalls ein Auftraggeber, war Frans II auch als Kunsthändler und Restaurator tätig. Um 1690 kehrte der Maler in seine Heimatstadt zurück und wird in der dortigen St. Lukasgilde genannt. Frans II vertritt in seinen Altarbildern einen Mischstil aus flämischen, venezianischen und klassisch-römischen Vorbildern wie Rubens, Raphael, Tizian, Tintoretto, Pietro da Cortona aber auch Poussin. Hervorzuheben sind der flämische Oberflächenrealismus, eine Farbigkeit in differenzierten Braun- und Rottönen, die gegen die 1680er Jahre stärker ins Rötliche übergeht und gegen Ende seines Aufentha [...]
doi:10.25365/thesis.442 fatcat:tglq36a6nfev7anfgryach7k44