Die Namensinschriften auf den Sitzsteinen des Kulttheaters im Trierer Altbachtal
Wolfgang Binsfeld
2018
Das eigenartige Theater im Kultbezirk des Altbachtals zu Trier1 wurde nach den bisher publizierten Ergebnissen2 vor der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. erbaut und etwa gegen Ende dieses Jahrhunderts erhbht. Dann wurde es aufgegeben; an seine Stelle traten andere Bauten, in denen bald ein Mithreum eingerichtet wurde. Die Steindenkmaler des Mithreums3 stammen etwa aus der Mitte des 3. Jahrhunderts, somit wird das Theater in der ersten Generation dieses Jahrhunderts sein Ende gefunden haben. Das
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... seltsame Bauwerk mit seiner fast quadratischen Biihne, um die sich auf schwach ansteigendem Boden gerade Sitzsteine (Rotsandstein) im Halbkreis gruppieren, liegt vor der Front des groBen bahndurchschnittenen Tempels, mit ihm hat es die Achse, die Erbauungszeit und den spateren Umbau gemeinsam: Es mufi also auf ihn hin bezogen sein. Von der im Tempel verehrten Gottheit wissen wir nur, dab sie zum Kreis der einheimischen Muttergbttinnen gehbrt4, ihr (oder ihnen) zu Ehren werden die Schauspiele veranstaltet worden sein. Uber die Auffiihrungen selbst geben die tbnernen "Theatermasken" einen Hinweis, von denen zahlreiche Fragmente im Theaterbereich gefunden wurden5. Es handelt sich um die burlesken Fratzenes sind wohl auch einige "edle" Gesichter darunter --, wie sie allenthalben am Rhein vorkommen, in StraBburg, Worms und Mainz, am Limes in Wiesbaden und Stockstadt, rheinabwarts in Bonn, Kbln, Xanten, Nymwegen und Vechten6. Diese Masken sind Zeugen fur eigenstandige, wohl possenhafte Auffiihrungen, die von griechischen und italienischen Schauspielen ganzlich unabhangig sind -Kombdien im Kult sind ja eine vertraute Erscheinung. Mehr als von den Spielen wissen wir von denen, die fromm und frbhlich zuschauten. Diejenigen namlich, die auf einen bestimmten Platz ein Recht hatten, brachten -wenigstens teilweiseauf dem ihnen zustehenden Sitzstein ihren Namen an. Ging das Anrecht auf einen anderen uber, meiBelte dieser seinen Namen uber den alten oder drehte den Stein um, was leicht vonstatten ging, da die einzelnen Steine sich der Kriimmung des Zuschauerrundes in der Form nicht anpassen, sondern gerade sind. Die Schriftseiten der im Querschnitt meist oblongen Steine sind durchweg stark abgenutzt; tiblicherweise steht der Name auf der schmaleren Seite, bei den hochkant stehenden Steinen also oben, bei den flach liegenden vorn oder hinten. Nur bei den liegendendie bei der Aufdeckung die Mehrzahl der reservierten Platze ausmachten ■ -• ist die Aufschrift bisweilen auf der breiteren Seite, also wieder oben, angebracht. Daher werden die Steine ursprunglich auf ihrer Schmalseite gestanden haben, dann zum Teil auf die Breitseite gelegt worden sein. Der zur Zeit geltende Name stand in jedem Fall auf der Oberseite. Uber das hier uberlieferte Namengut plante L. Weisgerber, der berufene Kenner solcher Fragen, eine Arbeit, die unvollendet blieb7. Inzwischen wurden
doi:10.11588/tz.1967.0.55888
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