Ludwigsburger Geschichtsblätter. - 39 (1986)
[article]
2022
In diesem Jahr wurde der 200. Geburtstag Justinus Kerners begangen, der am 18. September 1786 in Ludwigsburg geboren wurde. Stadt und Städtisches Museum Ludwigsburg haben mit einer Feierstunde im Ordenssaal des Schlosses und mit einer Ausstellung des Mannes gedacht, der als Arzt und schwäbischer Dichter gleichermaßen herausragt. Von Kerners Werken sei an dieser Stelle das »Bilderbuch aus meiner Knabenzeit« erwähnt, eine von romantischer Lebensstimmung, Schlichtheit und Liebe zur Heimat
more »
... Autobiographie, die erkennen läßt, daß schon den Knaben das Geheimnisvolle und Unfaßbare anzog, das dann den Mann so sehr beschäftigte. Darüber hinaus gewährt das »Bilderbuch« Einblicke in das Ludwigsburg des ausgehenden J ahrhunderts, das von den großen Erschütterungen der Zeit nicht unberührt blieb. Wie durch einen Guckkasten kann der Leser auf Glanz und Reichtum des Hofes sehen, auf Licht und Schatten des herzoglichen Regiments und auf Biederkeit und Einfachheit oft origineller Bürger. Es ist noch immer ein Genuß, diese Lebenserinnerungen zu lesen, die zugleich Geschichtsschreibung sind. Aber nicht nur des schwäbischen Romantikers und Ludwigsburger Historiographen durfte man sich 1986 erinnern, durch den großartigen Münzfund im Stadtkern von Marbach auch eines anonymen reichen Kaufmanns, der im »dunklen« Mittelalter in dieser Stadt lebte, und durch die Grabungsergebnisse von Bietigheim-Bissingen, Ludwigsburg-Hoheneck, Kornwestheim und vor allem Walheim der römischen Zeit. Was mag der Boden, was mögen alte Häuser unserer Heimat noch bergen? Daß die Arbeit von Markus Otto über die Scheibenstiftungen für das Großbottwarer Rathaus dazu angeregt hat, die Scheiben nachzubilden und wieder am alten Platze, von dem sie einst ausgebrochen wurden, einzufügen, zeigt, daß die historische Forschung unseres Vereins auf die Gegenwart wirkt, und gewiß nicht l'art pour l'art ist. Der neue Band der Ludwigsburger Geschichtsblätter mit Beiträgen von Gräfin Adelmann, Boelcke, Janssen, Paulus und Schupp erscheint pünktlich zum Jahresende. Daß dies geschehen kann, ist das Verdienst von Dr. Wolfgang Schmierer und seinen Mitarbeitern, die wieder die Redaktionsarbeit geleistet haben, ebenso von Stadt und Landkreis Ludwigsburg, die den Verein und seine Arbeit seit langem freundlich unterstützen. Hierfür sei allen herzlich gedankt. Möge der neue Band eine große Schar von Lesern finden.
doi:10.57962/regionalia-20021
fatcat:4flmqpaj3vfptbacoew3u3phtq