1 Die Dislozierung des Sozialen Vier sozialwissenschaftliche Perspektiven auf Prekarisierung [chapter]

Die Prekarisierungsgesellschaft  
Vier sozialwissenschaftliche Perspektiven auf Prekarisierung 1.1 REGULATIONSTHEORIE: POSTFORDISMUS UND REGULATIONSWEISE DER PREKARISIERUNG Die folgende Evaluation der vier im Einleitungskapitel erwähnten Theorieperspektiven -Regulationstheorie, Gouvernementalitätsstudien, Postoperaismus und pragmatische Soziologie -wird uns eine gesellschaftstheoretische Ausgangsbasis für die weitere Untersuchung verschaffen. Mit dem Versuch einer Theorie-Triangulation soll ein mehrdimensionales Bild des
more » ... noch recht flachen und unscharfen Objekts Prekarisierung gewonnen werden. Dabei wird zu beobachten sein, dass die Diagnosen, die von diesen vier Ansätzen entwickelt wurden, in vielerlei Hinsicht konvergieren. Vor allem die Rede von Prekarisierung als Prozess der Entsicherung der gesamten Arbeits-und Lebensverhältnisse und damit die metaphorisch verdichtende Bezeichnung der gegenwärtigen Gesellschaftsformation als Prekarisierungsgesellschaft wird sich im Durchgang durch die erwähnten Theorien, so steht zu hoffen, als plausibel erweisen. Eine wesentliche Referenztheorie, deren Beschreibung des Postfordismus (bzw. der Krise des Fordismus) auch für andere Ansätze einschlägig wurde, ist die Regulationstheorie, die daher auch den Ausgangspunkt bilden soll. Ich werde kurz den konzeptuellen Rahmen vor allem der Pariser Regulationsschule vorstellen, um anhand der hegemonietheoretischen deutschen Erweiterung die Bedeutung dieses Ansatzes für ein gesellschaftstheoretisch durchdringendes Verständnis von Prekarisierung darzulegen. Die zunächst in Frankreich entwickelte ökonomische Theorie (Aglietta 1979) postuliert, dass ökonomische, soziale und politische Veränderungen nur in ihrem wechselseitigen Konstitutionsverhältnis begriffen werden können (Röttger 2003: 19). Die Regulationstheorie versteht sich als wirtschaftswissenschaftliche Weiterführung der Althusser-Schule des strukturalen Marxismus.
doi:10.14361/transcript.9783839421925.29 fatcat:ur642tlxrvg3lgezg3ncsf47um