Akute Harnwegsinfektionen, Te il 2: HWI im Spital sowie Alters-und Pflegeheim
Philip Ta Rr, Katrin Baumann, Astrid Wallnöfer, Franziska Zimmerli, Daniela Maritz, Ursula Burri, Martin Egger, Olivier Clerc, Enos Bernasconi, Helen Kovari, Laurence Senn
unpublished
Unkomplizierte Harnwegsinfekte (HWI) haben ein vor-aussehbares, enges bakterielles Spektrum und werden meist ambulant behandelt. Hospitalisiert werden vor allem Patientinnen mit komplexen HWI-Situationen (Abb. 1 x), also metabolischen Abnormitäten, Immun-suppression oder mit anatomischen resp. funktionalen Veränderungen, die Harnabflussstörungen verursachen. Bei diesen Patienten ist das Keimspektrum grösser, und oft sind die Erreger resistent auf zahlreiche Antibiotika. Hospitalisierte
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... nen mit komplizierten HWI profi-tieren von einer guten Zusammenarbeit zwischen Spezia-listen der Infektiologie, Urologie und Gynäkologie. Asymptomatische Bakteriurie ist gutartig Wenn Bakterien den Urin kolonisieren, ohne HWI-Sym-p tome zu verursachen, wird dies als asymptomatische Bakteriurie (ASB) bezeichnet. Eine ASB findet sich bei 3-5% der jungen, sexuell aktiven Frauen. Mit zuneh-mendem Alter nimmt die Häufigkeit der ASB zu: Sie ist bei 15-20% der über 80-Jährigen vorhanden, häufig im Zusammenhang mit chronischen neurologischen Pro-blemen wie Hirnschlag, Alzheimer oder Parkinsonkrank-heit. Bei <60-jährigen Männern ist die ASB selten. Bei Bewohnern von Alters-und Pflegeheimen (APH) kann eine ASB jahrelang persistieren [1]. Eine ASB führt selten zu symptomatischer Zystitis oder Pyelonephritis-im Gegenteil: Die ASB scheint vor sym-p tomatischen HWI zu schützen. Eine Antibiotikatherapie ist nicht indiziert, auch nicht bei Diabetes mellitus, Harn-retention oder wenn eine Pyurie (Leukozyturie) vorliegt. Eine ASB sollte nur in der Schwangerschaft (erhöhtes Risiko für Pyelonephritis oder vorzeitige Wehentätigkeit/ Frühgeburt) und vor urologischem Eingriff behandelt werden. Bei immunsupprimierten Patienten ist die Daten-lage ungenügend-es empfiehlt sich die Rücksprache mit der Infektiologin. Alle Träger eines Dauerkatheters (DK) entwickeln mit der Zeit eine asymptomatische Bakteriurie. Das ASB-Risiko beträgt 3-8% pro Tag Liegedauer des DK. Die ASB soll bei liegendem DK weder gesucht noch behandelt werden, denn antibiotische Eradikationsversuche sind erfolglos und führen zur Entwicklung resistenter Keime [2]. Pyurie, übelriechender oder trüber Urin sind bei DK-TrägerInnen keine Anzeichen für einen HWI-mittels dieser Symptome lässt sich eine ASB nicht von einem HWI unterscheiden. Das Risiko, eine ASB oder einen HWI zu entwickeln, scheint bei urethralen und supra-pubischen Kathetern ähnlich hoch zu sein. Dauerkatheter baldmöglichst wieder entfernen HWI sind die zweithäufigste Infektion bei APH-Bewoh-nern und-Bewohnerinnen nach der Pneumonie und eine häufige Ursache für die Einweisung ins Spital. Gut die Hälfte der Bakteriämien bei APH-Bewohnern geht auf einen HWI zurück. HWI sind die häufigste spital-erworbene Infektion, und in 80% ist der mit Abstand wichtigste Risikofaktor vorhanden: ein DK. Zu einem gros sen Teil sind nosokomiale HWI also vermeidbar-durch sorgfältige Prüfung der DK-Indikation bei jeder Quintessenz P I m Spital werden teilweise komplexe HWI-Situationen behandelt, die Keime sind häufiger antibiotikaresistent. Die Patientin wird von einer guten Zusammenarbeit der Hausärztin mit Infektiologie, Urologie und Gynäko-logie profitieren.
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