Aus den Briefen des Generals Emil zu Sayn-Wittgenstein (1825-1878)

Emil Zu Sayn-Wittgenstein, Franz Zu Sayn-Wittgenstein
1962
Deutschland im 19. Jahrhundert. Welche Fülle von Erscheinungen im öffentlichen und geistigen Leben tritt uns entgegen, welche poUtischen Umwälzungen, beginnend mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, endend mit der Gründung des Bismarckschen Kaiserreiches, erschütterten die Nation. Dazwischen die Herrschaft Napoleons, die Revolution von 1848, der Dänische Krieg, die Kriege von 1866 und 1870/71. Noch war in diesem Jahrhundert das poUtische Leben von einer alten
more » ... atie beherrscht, die zäh an ihren überkommenen Traditionen festhielt und sich nur widerwiüig der aUmähüch fortschreitenden staatlichen Entwicklung beugte. Goethe sagt im «Wilhelm Meister»: «AUes Vornehme ist eigentUch ablehnender Natur.» Das trifft auf den Edelmann des vergangenen Jahrhunderts in dem Maße zu, als er den reservierten Typus einer alten Gesellschaftsschicht darsteUt, deren Grundlagen bedroht waren. Als Angehöriger eines alten Geschlechtes hatte Emü Sayn-Wittgenstein enge Verbindungen zu allen großen Famiüen Deutschlands. Durch den Vater, hessischer General, Präsident und Kriegsminister des Deutschen Bundes in Frankfurt und leitender Staatsminister von Nassau, stand er in besonders freundschaftlichem Verhältnis zum Darmstädter Hof. Durch die Zarin Marie, eine hessische Prinzessin, und die russischen Verwandten Wittgenstein bestanden enge Verbindungen zum russischen Kaiserhof, und in russischen Diensten führte Emil ein bewegtes und interessantes Leben. Er starb 1878 mit 54 Jahren als General und Generaladjutant des Zaren.
doi:10.5169/seals-161335 fatcat:pvoslojgfjduppemxl32645ovy