22. Gespräch Chruschtschows mit dem britischen Physiker J[ohn] Bernal am 11. November 1957 [chapter]

Außenpolitik vor Ausbruch der Berlin-Krise (Sommer 1955 bis Herbst 1958)  
se regeln können. Schließlich fand der Aufstand in Ungarn zur gleichen Zeit statt wie die Suezfrage. Chruschtschow: Und das ist kein Zufall. Bevan: Wenn die UdSSR davon überzeugt gewesen wäre, dass die Vereinigten Staaten vom bevorstehenden Überfall auf Ägypten Kenntnis hatten, hätte dies Auswirkungen auf die ungarische Frage gehabt. Doch die Engländer und die Franzosen haben in dieser Frage die Vereinigten Staaten hinters Licht geführt. Chruschtschow: Das ist nicht seriös. Alle haben von der
more » ... gressionsvorbereitung gewusst. Bevan: Wir wissen, dass die USA von der Vorbereitung gewusst, aber nicht geglaubt haben, dass England und Frankreich Ägypten angreifen würden. Chruschtschow: Darin kann ich Ihnen nicht zustimmen. Zum Abschluss dankte Bevan N. S. Chruschtschow für das Gespräch und sagte, dass es ihm bei der weiteren Arbeit helfen wird. Aufgezeichnet von Ju. Koroljow und W. Michajlow Korrigiertes Manuskript Übersetzt aus dem russischen Originaltext RGANI, fond 57, opis' 1, delo 569, Bl. 1-17 22. Gespräch Chruschtschows mit dem britischen Physiker J[ohn] Bernal am 11. November 1957 Zu Beginn des Gesprächs dankte J[ohn] Bernal 417 Gen. Chruschtschow, dass er trotz seiner knapp bemessenen Zeit die Möglichkeit gefunden hat, ihn zu empfangen. Weiter sagte er, er würde gern Fragen der Politik von Frieden und Krieg erörtern, wie es darum jetzt steht, und auch über die Probleme sprechen, vor denen die Bewegung der Anhänger des Friedens 418 in der Welt und in England steht. Bernal bemerkte, der erfolgreiche Start der sowjetischen Sputniks 419 und die Demonstration der Macht der Sowjetunion hätten in letzter Zeit zur Veränderung der Lage in der Welt geführt. Das wiederum führe zum Gegenangriff sei-417 John Desmond Bernal, ein katholisch sozialisierter Sohn eines irischen Bauern und einer amerikanischen Protestantin, war ein international berühmter Physiker, der zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhielt. Unter anderem war er Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR und vieler anderer kommunistischer Staaten. An der Lomonosov-Universität in Moskau wurde er zum Professor ehrenhalber und an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin zum Doktor ehrenhalber ernannt. 1953 verlieh ihm die Sowjetunion den Lenin-Friedenspreis. 418 Nach sowjetischer Auffassung gehörten dazu nur diejenigen Teile der Friedensbewegung, die jeweils die Bestrebungen des sowjetischen "Friedenslagers" unterstützten. 419 Am 4. Oktober 1957 hatte die UdSSR vor den USA einen künstlichen Satelliten (sputnik) ins Weltall geschickt, dem ein weiterer folgte, und damit den -irrigen -Eindruck der Überlegenheit in der Raketentechnik erweckt.
doi:10.1515/9783110428292-025 fatcat:pucarlr6e5bhzonxpfubdhi5qe