Heilsame Anschauung : visuelle Kommunikation der Rechtfertigung auf dem Weimarer Altarretabel Lucas Cranachs d.J [article]

Christian Neddens, University, My, University, My
2019
Ein » Denkmal des behaupteten Glaubens und ein Unterpfand der Liebe« Wer Ende 15 5 5 vor das neu errichtete Altarretabel in der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul trat, dem eröffnete sich schon bei geschlossenen Retabelflügeln ein ungewohnter Anblick (Taf. 1, S. 97 und Taf. 13, S. 105). Oberhalb der beiden Tafelbilder, die Taufe und Himmelfahrt Jesu zeigen, fand sich statt eines Auszugs mit biblischem Bezug ein reich verziertes Gesprenge, versehen tnit den Insignien der ernestinischen
more » ... chaft: in der Mitte ein rotes Regalienfeld, das die Souveränitätsrechte anzeigt, daneben, von reitenden Putten präsentiert, die Wappen der nach 1547 verbliebenen ernestinischen Lande, gekrönt von einem Putto, der in der Rechten das Kurwappen mit den gekreuzten roten Schwertern auf schwarz-silbernem Grund als Insignien der (verlorenen) Kurwürde vorzeigt. 1 Eine derart massive Repräsentanz der weltlichen Herrschaft über dem Altarretabel war ungewöhnlich. Dies setzte sich unterhalb der Bildtafeln fort: Auf der -im Zweiten Weltkrieg verschollenen, im Jahr 2014 rekonstruierten -Predella hätte man eine Szene erwarten können, die den Bezug zum liturgischen Geschehen herstellt. :t So zeigen der Schneeberger (1539, vgl. Taf.27, S. 168f.) oder der Kemberger Cranach-Altar (1565) hier die Abendmahlsszene, der Wittenberger Altar (1547) die Predigt des Gekreuzigten. Nicht so der Weimarer Altar: An dieser wichtigen Schnittstelle von Bild und Liturgie ist eine Inschrift zu sehen, bestehend aus einer Widmung und einem zweistrophigen Epigramm (vgl. Taf. 1-3, S. 97-99). In der Widmung gibt sich das Retabel als Gedächtnisbild für das verstorbene 1 War damit die Gebietsreduktion heraldisch akzeptiert, blieb doch der Anspruch auf die Kurwürde. Vgl. Heimo Reinitzer: Tapetum Concordiae. Peter Heymans Bildteppich für Philipp I. von Pommern und die Tradition der von Mose getragenen Kanzeln.
doi:10.15496/publikation-34193 fatcat:axl6z3dzofa2pgctsy7l3htfai