Zur Behandlung der Cholera1)
1916
Deutsche Medizinische Wochenschrift
in Münster (Westf.), z. Z. im Felde. Erfolge der Behandlung bei Cholera sind nach zweierlei Richtung mit besonderer Vorsicht zu betrachten. Es ist dies mit dem epidemiologischen Verhalten der Seuche innigst verknüpft. Ein und dieselbe Therapie, die bei leichterem Charakter der Erkrankung sich bewährt hat, muß bei schwererem deswegen versagen, weil bei diesem eben eine Hilfe überhaupt nicht möglich ist. Leider befinden wir uns, wie sämtliche Züge der Cholera durch Europa beweisen und worin wohl
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... lle Beobachter einig sind, nur zu oft bei der Cholera asiatica in der letzteren Lage. Wenn man daher von Behandlungsmethoden hört, die als besonders erfolgreich bezeichnet werden, wird man nach dieser Richtung immer zuerst fragen müssen: "Wie war der Epidemie char a k t e r hinsichtlich seiner Schwere im allgemeinen?" Aus wohl allen Oholeraepidemien ist aber auch bekannt, daß immer zu Beginn wieder die relativ schwersten Fälle zur Beobachtung kommen und daß sich späterhin der Charakter wesentlich mildern kann. So wird auch innerhalb ein und derselben Epidemie das Urteil über eine Behandlungsmethode verschieden ausfallen können. Es wird bei der Wertschätzung einer solchen daher immer auch z w ei t e n s gefragt werden müssen: "In welchem Zeitpunkte der Epidemie war der behandelte Fall gelegen?" Unsere Erfahrungen bei den Choleraerkrankungen, die wir bei dem Vordringen unserer Truppen in verseuchtes russisches Gebiet (bei Soldaten und besonders auch bei der Zivilbevölkerung während der großen Offensive) beobachteten, stimmen damit überein. Bei Cholera siderans-Fällen, wo das Leben wie durch einen "Giftschlag", wenn man sich so ausdrücken darf, vernichtet wird, ist vollends alles umsonst. Ich konnte solche Fälle beobachten, wo in einigen wenigen Stunden die Menschen gesund und tot waren.
doi:10.1055/s-0028-1135285
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