Buddecke, Wolfram/Hienger, Jörg: Fernsehunterhaltung in der Sekundarstufe I

Detlef Pieper
2017
Fernsehunter haltung in der Sekundarstufe I. Zur Rolle von Spiel-und Sachfilmen im Literaturunte rricht.-Hannover: Schroegel 1986 (Deutschunte rricht konkret>, 168 S., DM 21,80 Medienpädago gik als Unterrichtspr inzip einsetzen zu wollen ist ein Trend, der sich inhaltlich in vielen neueren Publikationen über schulische Möglichkeiten der Medienpädago gik niedergeschla gen hat, insofern befinden sich die Autoren durchaus auf der Höhe der wissenschaftlichen Diskussion. Auch in der bereits in der
more » ... nleitung vorgetragenen Ablehnung der Antithesen Postmans, der die Infantilisieru ng unserer Zivilisation beklagt, schwimmen sie auf einer modischen Welle mit. Das ist aber auch schon alles, reflektiert wird weder die vor allem in der Bundesrepubl ik seit Jahren geführte Kontroverse Herta Sturm versus Postman, noch wird Uberhaupt neuere medienpädag ogische Literatur berücksichtig t; die meisten der im Anhang aufgefUhrten Titel stammen aus den sechziger und siebziger Jahren, Enzensberger s Baukastenthe orie etwa I wird zitiert, Adorno/Hork heimer und Negt/ Kluge. Der Verdacht, hier werde legiglich 68er-ldeologi ekritik der Frankfurter Schule in medienpädago gische Form gegossen, erhärtet sich bei weiterer Lektüre. Bis hin in den jedweden medienpädag ogischen Bemühungen hohnsprechen den, unnötig komplizierten Sprachduktus jener Jahre fallen die Autoren zurück. Entwickelt wird ein theoretischer . Ansatz, der "narrative Unterhaltung" als Selbstzweck bejaht und zugleich als "Vorschule literaturästhetischer Erfahrung" nutzen möchte. Deutschunter richt in der Schule dient demnach dem Zweck, "ein dem Spielcharakte r der Unterhaltung angemessene s Rezeptionsve rhalten zu fördern" (S. 56), was insbesondere die Fähigkeit zum "Medienwech sel" impliziert. Didaktische Prinzlpien des Literaturunte rrichts werden also schlicht durch audiovisuelle Bezüge erweitert, die Gültigkeit dieser These behauptet und ihre Evidenz durch zahllose Beispiele illustriert. Den empirischen Nachweis bleiben die Autoren schuldig, ihre Argumentation klingt dann beispielsweis e so: "Der 'hartgesotten e' Roman der Hammett und Chandler, der während der dreißiger Jahre in den USA, also in einer sozio-ökonom ischen Krisenzeit entstand, wenn er sich auch keineswegs so gradlinig kausal aus der Krise ableiten läßt, wie sozialgeschic htlich argumentiere nde Trivialliterat urforscher zu glauben geneigt sind, läßt sich als Modifikation des Regelsystems betrachten, das für den etwas älteren Typ des englischen Mordrätsels konstitutiv ist. Mit einer solchen Betrachtung ist zugleich die Einsicht vorbereitet, daß Genera und Subgenera des Unterhaltung sfilms und der Unterhaltung sliteratur eine Geschichte haben." (S. 58) Diesen ins Ungefähre abschweifend en argumentativ en Strick mustern bleiben die bei den Autoren in allen drei Abschnitten ihres Buches treu, so, wenn sie in Teil A eine medienUberg reifende Theorie des Unterhaltend en in Grundrissen zu skizzieren versuchen, in Teil B didaktische Uberlegungen zur Behandlung von Spiel-und Sachfilmen im Unterricht der Sekundarstuf e I folgen lassen und diese schließlich in Teil C anhand exemplarisch gemeinter Vorschläge zur Unterrichtsg est Itung zu ver-
doi:10.17192/ep1987.4.6827 fatcat:hjuo2o7nzvffrkr3xyo6tlkkc4