Prävention durch Koordination

2005 Neue Kriminalpolitik  
Eigentlich wollten wir gute Beispiele für klug koordiniertes Vorgehen vorstellen. Aber wir konnten nur solche finden, bei denen "mehr Strafrecht" eingefordert und wenig Phantasie für vernetzte aber zunächst eher nicht-strafrechtliche Interventionen entwickelt wird. Im nächsten Heft werden wir die Netzwerke gegen häusliche Gewalt und das neue Stalking-Strafrecht vorstellen. Aber auch dort wird zurzeit mehr Strafrecht gefordert, als habe sich dieses als wirksam erwiesen. Aber besonders absurd ist
more » ... das neue "Graffiti-Bekämpfungsgesetz" (Synopse auf der nächsten Seite). Was hat ein Hausbesitzer davon, wenn die jugendlichen Sprayer ermahnt oder zu einer Arbeitsauflage zu erzieherischen Zwecken verurteilt werden? Seine frisch renovierte Hauswand harrt der neuen Farbe, die Kosten müssten zumindest abgewogen werden von denen, die nur der Triebabfuhr und dem animalischen Drang Flächen zu markieren folgen. Plausibler wäre es daher, wenn er einen vollstreckbaren Titel gegen den Urheber einklagen könnte, den er zumindest nach dessen 18. Geburtstag umsetzen könnte. Schließlich normiert § 828 BGB die Deliktsfähigkeit vor der Strafmündigkeit (14 gegen 7 Jahre). Das Insolvenzrecht würde die Jugendlichen davor bewahren, mit 18 Jahren in die Insolvenz zu schlittern, der Erziehungsgedanke wird also auch im schnöden Zivilrecht beachtet. Aber derartige Service-Angebote finden sich nicht im Internet, wenn man unter dem Stichwort "Graffitiprävention" sucht. Angeboten werden Leistungen derer, für die Graffitti-Beseitigung zu einem guten Geschäft geworden ist: allein in Deutschland etwa 250 -500 Millionen. Daher haben wir ein besonders schönes und in unseren Augen künstlerisches Exemplar aus der Hochzeit der Graffitikunst (1990er Jhre) abgedruckt. Diese war in New York schon in den 1980er Jahren (etwa die Subway Art, schön nachgedruckt im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf). Über deutsche Produkte informierten wir bereits in NK 3/2004, S. 99. Mittlerweile blättert die Farbe, dafür boomen die Präventionsprojekte
doi:10.5771/0934-9200-2005-2-50 fatcat:motqhsszbbgl3bmx5e5sqgbdmi