Schreibkompetenzen und Selbsteinschätzung bei angehenden Lehrpersonen

Afra Sturm
2009 unpublished
An der Pädagogischen Hochschule der FHNW wird seit vier Jahren eine Abklärung der Schreibkompetenz bei StudienanfängerInnen durchgeführt, die formativen und nicht selektiven Charakter hat. Darüber hinaus wurde im Herbst 07 zum ersten Mal ein Fragebogen eingesetzt, um die Selbsteinschätzung der Studierenden hinsichtlich ihrer Schreibkompetenzen zu erfragen. In diesem Artikel sollen die verwendete Schreibaufgabe sowie ausgewählte Auswertungen des Fragebogens vorgestellt werden. Studierende, die
more » ... schulischen Schreiben eini-germaßen kompetent sind, gleichen, wenn sie sich im akademischen Schreiben versuchen, eini-germaßen geübten Wanderern, die ohne beson-dere Vorbereitung bei einem Marathon-Lauf eine zumindest passable Leistung erbringen sollen. (Ortner 2006: 77) Die Erwerbsperspektive wird bei der Beurteilung von studentischen Texten jedoch oft zugunsten einer Defizit­ orientierung zurückgedrängt: Die Klage, dass sich in studentischen Texten insbesondere ein grammatika-lisch sowie orthografisch fehlerhaftes Deutsch zeige, ist allgegenwärtig. Was nussbaumer/sieber bereits 1994 im Hinblick auf Texte von MaturandInnen feststellten, gilt auch für studentische Texte 14 Jahre später: Die Sprachfähigkeiten im formalen Bereich sind weit bes-Die Ausgangslage In der Schreibforschung wie auch in der Schreibdidak-tik hat sich mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, dass Studierende zu Beginn ihres Studiums trotz erster Erfahrungen im Rahmen einer Matura-Arbeit noch nicht wissenschaftlich schreiben können. Da die Textproduk-tionsprozesse u. a. die Kontextebene «Organisation» umfassen (vgl. JakObs 2005), ist insbesondere auch das wissenschaftliche Schreiben an institutionelle Bedin-gungen geknüpft. Da aber die Gymnasien keine wis-senschaftlichen Institutionen sind, können sie Schüler und Schülerinnen allerhöchstens so vorbereiten, dass sie die Voraussetzungen zum Erwerb des wissenschaft-lichen Schreibens mitbringen (becker-mrOtzek/böttcher 2006: 80). Was dies für die Studierenden bedeutet, fasst Ortner in ein sehr anschauliches Bild:
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