Auferstehung [article]

Günter Röhser, Universitaet Tuebingen
2021
Auferstehung 1 Vorbemerkungen 1.1 Das Thema "Auferstehung" gehört derselben Kategorie an wie das Thema "Wunder". Bei beiden handelt es sich um die Beschreibung einer göttlichen Wirksamkeit, und viele halten die Auferstehung Jesu für das zentrale Wunder des Christentums überhaupt. Wie alles Handeln Gottes, so ist auch sein "wunderbares" als solches unanschaulichauch wenn es eine sichtbare Außenseite besitzen oder Wirkung hervorbringen mag (z.B. Heilungen, leere Gräber). Im Falle der Auferstehung
more » ... Jesu kommt hinzu, dass sie erst "mit Verspätung" als wirklich und tatsächlich geschehen erkannt wird: Alle neutestamentlichen und frühchristlichen Zeugen und Schriften stimmen darin überein, dass bei der Auferstehung Jesu niemand dabei war1. Und so stellt man sich das geheimnisvolle "Ereignis" von Ostern aufgrund nachfolgender Erfahrungen so vor wie das Ende eines Schlafes (und das Tot-Sein selbst als Schlafen2 * ), aus dem Gott seinen Sohn aufgeweckt/erweckt (eyelpetv) hat bzw. von dem Jesus sich selbst erhoben hat und aufgestanden/erstanden (dviataoSat) ist. Damit ist deutlich, dass es sichjedenfalls aus heutiger Sichtum "mythisch-metaphorische" Sprech-und Denkweise handelt, und der theologischen Reflexion ist angesichts der Differenz zu heutiger Erfahrungswirklichkeit die Frage gestellt, um welche "Wirklichkeit" und "Tatsächlichkeit" (Faktizität) es sich hier eigentlich handelt. 1.2 Dies kann man sich auch noch von einer anderen Seite her klarmachen: Gegenüber der verbreiteten Behauptung von der Zentralität der Auferstehung Jesu ist zu sagen, dass Letztere von einer Reihe weiterer "mythischmetaphorischer" Vorstellungen begleitet und umstellt ist, die neben, in Verbindung mit oder auch in Konkurrenz zu ihr auftreten, wie z.B. Erhöhung über die Mächte, Entrückung, Himmelfahrt, Sitzen zur Rechten Gottes (vgl. bes. Ps 110,1). Ähnliches gilt für die künftige Auferstehung der Christen. So lässt sich die zugrundeliegende Grundüberzeugung eher allgemeiner zusammenfassen: Der tote Jesus ist wieder lebendig geworden und lebt jetzt in Ewigkeit bei Gott, und so wird es auch denjenigen ergehen, die durch den Glauben zu ihm gehören.
doi:10.15496/publikation-63361 fatcat:hfw2dasstrbfpeopfzavid6lyq