Selbstverstärkungseffekte riskanter Entscheidungen

Klaus P. Japp
1992 Zeitschrift für Soziologie  
ZusammenfassungIn dieser Arbeit werden im wesentlichen drei Ziele verfolgt. Erstens soll ein spezifisch soziologischer Zugang zur Risikothematik aufgewiesen werden. Dieser Zugang wird an der Differenz von quantifiziertem Risikokalkül (im Hinblick auf Vorteilswahrnehmung) und sozialen Erwartungen (im Hinblick auf Entscheidungsbereitschaft) orientiert werden. Zweitens wird sich zeigen, daß Risiko nicht lediglich eine schlecht kalkulierbare Differenz zwischen Vorteilen und Nachteilen bezeichnet.
more » ... skantes Entscheiden und/oder Handeln hat darüberhinaus immer auch wirklichkeitsgenerierende Folgen beim Umgang mit Ungewißheit. Drittens wird sich der paradoxe Befund ergeben, daß Risikoakteure dazu tendieren, die von ihnen hervorgebrachten Realitäten gegen Einwände und Mißerfolge hartnäckig zu verteidigen. Risikoakteure erzeugen Realitäten, die dann - jedenfalls von ihnen - als solche hingenommen, wenn nicht verstärkt werden. Sie produzieren also Irreversibilität, wo sonst eher das Gegenteil (Flexibilität) erwartet wird. Schließlich wird die Rolle moralisch motivierter Akzeptanzkonflikte thematisiert. Deren Funktion wird in der risikopolitischen Optionserhaltung bei den Adressaten moralkommunikativer Widersprüche vermutet.
doi:10.1515/zfsoz-1992-0103 fatcat:r646gdl7nna4zbgtda27weczga