Zur Kenntnis des sogenannten embryonalen Adenosarkom der Niere

Fritz Wengraf
1913 Virchows Archiv  
Im Kindesalter kommen nieht ~llzuselten Gesehwtilste der Niere zur Beobaehtung, welehe einen komplizierten histologischen Aufbau darbieten und eben deswegen das Interesse der pathologischen Anatomen waehrufen. Sie bestehen aus eigenartigen kMnen Rundzellen, Driisenseh]~iuehen und epithelialen Zellhaufen, aus glatten und quergestreiften Muskelfasern, enthalten bisweilen aueh Knorpel, w~hrend Knoehen in denselben niemals gefuuden wurde. Je naehdem eine der die Geschwulst zusammensetzenden
more » ... ten mehr in den Vordergrund trat oder mehr beriicksichtigt wurde, wurden die Tumoren bald als Rhabdomyosarkom, bald als Karzinom oder Sarkom tier Niere aufgefal~t. Erst B i r e h -H i r s e h f e 1 d 1, 2 zeigte, dal3 alle diese Tumoren seheinbar verschiedenen Aufbaus doch eine einheitliehe Gesehwulstart darstelleu, die er in die Gruppe der Mischgesehwiilste einreihte and auf eine Entwicklungst6rung zurtiekfiihrte. Dureh sp~ttere Untersucher wurde diese Ansehauung mehrfach abge~ndert; auf Grund weiterer histologiseher Untersuchnngen einerseits, auf Grund tier Fortsehritte der embryologisehen Kenntnisse a ndrerseits wurden versehiedene Erkl~rungsversuehe vorgebraeht, ohne daf~ die Frage nach ihrer Herkmfft Mute definitiv gekl~rt ware. Es dtirfte demnach die Mitteilung einiger einschl~giger F~lle nicht ohne Interesse sein, da sie einen Beitr~g zur ttistogenese dieser Geschwiilste lidern kbnnen. Fall I1). F. H., 8 dahre al~. Seit einigen ~Ionaten bemerkten die Angeh~rigen eine Vergrbl~erung des Bauehes. Patient magerte ab und hatte zeitweilig Schmerzen im Abdomen. Bei der Spitalsaufnahme wurde ein Tumor konstatiert, tier unter dem linken Rippenbogen hervorwuchs und denselben s~ark naeh aul3en dr~ngte. Der Harnbefnnd war normal. Operation am 27. Juli 1911. Bei der Operation platzte die Tumorkapsel, so daf~ sich das sehwammige Tumorgewebe in die Bauchhbhle ergol]. Die Wunde heilte per primam. Nach 2 Monaten trat ein m~iehtiges Rezidiv auf, alas sieh bei der Probelaparotomie als inoperabel erwies. Das Rezidiv war retroperitoneal im alten Tumorbett entstanden; die Bauehh5hle erwies sieh frei yon Tumorknoten, so daf~ also das Rezidiv vermutlieh nicht infolge jener Dissemination yon Tumorgewebe bei der ersten Operation entstanden war. Der Knabe starb zu Hause; eine Obduktion wurde nieht gestatte~. Der exstirpierte Tumor (Mus.-Pr~ip. Nr. 1174) ste]lt eine anniihernd eifbrmige Geschwulst yon 55 bzw. 45 cm Umfang dar. Der Tiefendurehmesser betr~gt ca. 11 cm. An der einen Fl~ehe ~) Vgl. B i t t n e r, Wien. klin. Wochensehr. 1912, S. 189. Demonstration im ~irztliehen Verein in Briiml.
doi:10.1007/bf01994866 fatcat:6bywvegtbvdd3l3tuhwgl2b62i