Mädchen und Militär

Heidemarie Kemnitz
1998 Feministische Studien  
Mädchen und Militär " Weiblichkeit" im Diskurs um nationale Frauendienste, Wehrerziehung für Mädchen und Frauen in der Bundeswehr 1. Frauen zum Militär? Die Ausgangslage "Was bedeutet es, wenn Frauen Soldatinnen werden? Gleichberechtigung oder Militarisierung der Gesellschaft?" 1 Unter Überschriften wie dieser ist in den letzten zwei bis drei Jahren in der deutschen Presse eine Debatte zu verfolgen, die -je nach Lesart -mit Verheißungen oder Befürchtungen eines "Sturms (der Frauen) auf die
more » ... e Männerbastion" einhergeht und das Fallen des "letzten Berufsverbots" für Frauen prophezeit. 2 Nun sind derartige Meldungen mit Blick auf die Realität mit Skepsis aufzunehmen, denn die dafür notwendige Voraussetzung, daß Frauen -wie es heißt -"zu den Waffen" gelassen werden, ist in der Bundeswehr bislang weder gegeben noch in absehbarer Zeit in Sicht. Was sich aber tatsächlich auf der politischen Ebene abzeichnet, ist ein Nachdenken darüber, welche Konsequenzen es haben könnte, wenn die Bundeswehr für den weiblichen Waffendienst geöffnet würde, wie es andere westliche Länder für ihre Armeen in den vergangenen Jahren getan haben. Die Forderung, auch Frauen zum Militärdienst in der Bundeswehr zuzulassen, ist nicht neu. Erstmals wurde sie in den 60er Jahren laut, dann erneut Mitte der 70er Jahre. Von diesem Zeitpunkt an hat dann jene schrittweise Öffnung der Bundeswehr für Frauen stattgefunden, die den Hintergrund der jüngsten Debatte bildet. Der erste Schritt bestand 1975 darin, bereits approbierte Ärztinnen, Zahnärztinnen, Tierärztinnen oder Apothekerinnen als Sanitätsoffiziere zuzulassen. Seit 1989 können Frauen die Sanitätsoffizierslaufbahn bereits auf dem Weg der Ausbildung beschreiten. Für sie gelten dann die gleichen Einstellungsvoraussetzungen und Ausbildungsbedingungen wie für die Männer. Erforderlich sind neben körperlicher Eignung der Nachweis der allgemeinen Hochschulreife und die Verpflichtung zum 16jährigen Dienst in der Bundeswehr. An eine fünfzehnmonatige militärische Grundausbildung, die auch die Ausbildung an der Waffe umfaßt, schließt sich das Medizin-oder Pharmazie-Studium an. Was den Dienst der weiblichen Sanitätsoffiziersanwärter grundsätzlich von dem der Männer unterscheidet, ist das Verbot des Wachdienstes, der als Dienst mit der Waffe definiert ist. 1991 schließlich erfolgte die Freigabe der Laufbahngruppen der Unteroffiziere und Mannschaften im Sanitäts-und Militärmusikdienst für Frauen.
doi:10.1515/fs-1998-0107 fatcat:shm2tuvxjnbi7m24vfkqqw37fq