Ein süddeutsches bürgerliches Wohnhaus vom Beginne des 18. Jahrhunderts

Hans Bösch, Mitteilungen Aus Dem Germanischen Nationalmuseum
2016
das man nicht alle Tag benützte, aufbewahrt worden sein. An der dem Beschauer zug k hrten chmalen Seite des Schrankes hängt ein rechteckiger eiserner Ro t mit vier Füfsen und hölz rnem Handgriffe, der zum Braten der Bratwürste gedient haben dürfte. Auf dem Schranke tehen, an die Wand gelehnt, einige runde Platten mit Handgriffen, einige kleinere Platten ohne solche, dann in viereckige Pfanne, ferner einige kannenähnliche Gefäfse ohne H nkel, in I afen, ein Krug und wie es scheint, eine ovale
more » ... nerne Wärmfia ehe, wie sie in Süddeutschland heute noch in Gebrauch ist. Neben dem Fenster, das in das Zimmer führt, steht ein Anrichtetisch, auf dem in friedlichem Vereine eine zinnerne Schraubenkanne, ein Becher und ein Blasebalg sich befinden. Unter dem elben stehen auf dem Brette zwei kupferne Kannen, ein Krüglein und noch einige Gefäfse, auf dem Fufsboden ein Kehrichtfafs und eine 1\iausfalle. An der Fufswand der Anrichte hängt ein Hammer und eine Bürst ; in dem Winkel, den dieselbe bildet, lehnen B sen und Schaufel, für welche die Nürnberger ::.Haufs-Halterin,e: wie nach teh nd zu ersehen ist, besondere Behälter anführt. In der andern Ecke 1 hnt die fengabel, mit welcher Töpfe in das Feuer gestellt oder aus demselben geholt wurden. An 1\Iobiliar ist noch zu erwähnen ein grofser Geflügelkäfig, der nicht unbelebt ist, und eine ziemliche grofse Bank mit geschweiften Beinen, auf welch r -ein seltener Gast in der Küche -ein Mann mit einer Tabakspfeife in der Linken, den linken Fufs auf einen viereckigen Klotz gestützt, sitzt. Was hat dieser Mann in der Küche zu thun? Vielleicht hat er sich eine Kohle auf den Tabak seiner Pfeife gelegt und ruht nur einen Augenblick aus. Die Küche ist kein Aufenthalt für Männer. Nach Alwin Schultz 16 ) bindet die Köchin dem Manne, der sich unbefugt eindrängt, die Küchenschürze -in Augsburg Küchen-Fürfleck, in Nürnberg Küchenfleck genannt -um, und er mufste sich mit einem Trinkgeld loskaufen. Ebenso machten es die Scheuerweiber, die den Mann, der in ihr Bereich kam, mit Stroh band n. Der Korbmacher, der weiter hinten einen Korb ausbessert, hatte ein solches V erfahren nicht zu befürchten; eine Arbeit gab ihm ein Recht zum Aufenthalt in der Küche. Die dritte Per on, die sich hier befindet, i t die Köchin, die im Hintergrunde, am Gofsstein (Ausgufs) vor dem Küchenfenster, mit d m Spülen (Scheu rn) des Geschirres beschäftigt ist. Zu ihrer Rechten steht ein hölzerner Kübel, zu ihrer Linken stehen zwei Fässer; vor ihr läuft zwi eh n den zwei Fenstern eine Bank, bezw. ein schmaler Tisch. An dem Pfeil r zwischen den zwei Fen tern hängt oben ein Bund Lichter (?), darunter zwei Schüsseln mit Griffen, vielleicht Spülschüsseln; an dem zugemauerten T ile de linken Fen ters ist ein Löffelrahm mit acht Löffeln verschiedener Art. Betrachtet man das übrige Geschirr, mit dem die Küche ausgerüstet ist, so sind zunächst an der Wand, die mit dem Zimmer gemeinschaftlich ist, vier Pfannen mit langen Stielen, wohl aus l\1es ing, anzuführen. Darunter hängen eine Lichtputzscheer und zwei Leucht r aus Messing oder Kupfer 16) a. a. 0. . 149 und 146.
doi:10.11588/mignm.1897.0.30787 fatcat:kbwewqh2qjg4tpqzvcpwj5rvee