Pathologische Ueberwertigkeit und Wahnbildung. (Schluβ.)
Karl Birnbaum
1915
European Neurology
ist zwar relativ selten, aber doch schon wiederholt beobachtet. In seiner Darstellung der symptomatischen Psychosen im Handbuch der Psychiatrie erwähnt ßonhoefjer mehrere hierher gehörige Fälle, die übrigens auch Sprach-bzw. Schriftstörungen darboten; der weitere Verlauf klärte aber die wahre Natur der Krankheit auf. Aus dem russisch-japanischen Kriege berichtet Stieda über kurz dauernde Psychosen im Verlauf des Abdominaltyphus, die gleich falls in ihrer Symptomatologie, in ihren unsinnigen
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... enideen zunächst an Paralyse denken ließen, bis sie nach wenigen Tagen zur Heilung kamen. Fast das gleiche klinische Syndrom bot ein Fall von symptomatischer Psychose, der vor einigen Jahren in der Breslauer Klinik beobachtet wurde und der auch zur Autopsie gekommen ist. Es handelte sich um einen alten Alkoholisten, der bereits im Jahre 1904 ein Delir überstanden hatte und der seit dem Jahre 1908 an Schwindel, Ohnmachtsanfällen und Gedächtnis schwäche erkrankt war. In der Klinik war er stumpf-euphorisch und produzierte massenhaft Größenideen, glaubte Millionen zu besitzen usw. Die Pupillenreaktion war schlecht, auch die Sprache war deutlich gestört, der Gang ataktisch-paretisch. Die Liquor untersuchung fiel negativ aus. Nach vorübergehender Besserung mit Korrektur verschlimmerte sich der Zustand und führte im Jahre 1910 zum Tode. Die Autopsie zeigte endarteriitische Ver änderungen der Gefäße und strichförmige Verödungen der Rinde, aber keine progressive Paralyse. In diesen zum Vergleich herangezogenen Fällen hat der weitere Verlauf schließlich stets eine sichere Diagnose ermöglicht. In dem von mir geschilderten Fall ist eine sichere Diagnose bisher trotz 10 monatlicher Beobachtung noch nicht möglich gewesen. So lange ein pathologisch-anatomischer Befund noch nicht er hoben ist, wird die Möglichkeit, daß es sich hier vielleicht trotz aller Gegenargumente doch um eine langsam, mit großen Remis sionen verlaufende Paralyse handelt, diskutabel sein. Dieser Einwand ist schlechterdings nicht endgültig zu widerlegen, wenn auch der stets negative Befund im Blut und Lumbalflüssigkeit in hohem Maße dagegen spricht. 126 B i r n b a ii m , Pathologische Uebenvertigkeit
doi:10.1159/000190991
pmid:9058072
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