Die Uebertragung von Infectionskrankheiten durch die Luft
Eduardo Germano
1897
Medical Microbiology and Immmunology
Die Uebertragung yon lnfectionskrankheiten durch die Luft. IV. Mittheilung und Schluss: Die Uebertragung der Cholera, der Pest und der Cerebrospinalmeningitis durch die Luft, nebst Schlussbetrachtung. u Dr. Eduardo Germano. A. Cholera asiatica. Die Frage, ob der Cholerabacillus durch die Luft iibertragen werden kSnne, ist h~ufig untersucht und viel umstritten worden. Natfirlioh ist es nicht meine Aufgabe, auf alle die Pankte einzugehen, welche die Theorieen Pettenkofer's und seiner Schiller
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... iinden. Sie leugneten bekanntlich, dass das Wasser und fiberhaupt feuchte Medien ffir die Uebertragung der Cholera yon Bedeutung seien, und stellten die Luft als alleinige Ueber-tr~gerin hin. Eine Reihe der folgenden Arbeiten gelangte zu widersprechenden Resultaten; nioht wenige der neuesten Forscher stehen auf dem Standpunkte, dass die Rolle, welche die Luft bei der Uebertragung der Cholera spiele, zumal bei epidemischem Auftreten, mindestens ebenso wesentlich sei, als die der feuchten Medien. Liebermeister 1 z.B. spricht die Beffirchtung aus, dass die mit Choleraf~ces inficirten Abortgruben die Spirillen in die Luft ilbergehen liessen, ebenso Chantemesse 2 in 1 Liebermeister, Cholera asiatica und Cholera nostras. Speeielle _Pathologie and TheraTie. Herausg. von Not'hnagel. Wien 1896. Chantemesse, L'air. Traitd do pathologie.qdngrale publid par Bouehard. Paris 1896. Zeitschr. f. Hygiene. XXVI. 18 274 EI)UARDO GERMAI~O : Bouchard's allgemeiner Pathologie. Er sagt, dass der specifische Erreger im angetrockneten Stuhle sich halte und folglich in Staubform ill die Luft gelangen kSnne. Koch, ~ der zuerst experimentell sich mit der Frage besch~ftigte, fand, dass der Choleravibrio nur geringe Widerstandsfahigkeit gegen die Austrocknung besitzt; auf Deckgli~schen angetrocknet, blieb er nur wenige Stunden lebensfiihig, auf Gewebsstficken 3 bis 4 Tage. Kitasato ~ untersuchte dann, wie der Choleravibrio sich gegeniiber der Austrocknung und der Erhitzung verh~lt. Er operirte mit alten und jfingeren Culturen aus den verschiedensten NfihrbSden, Die Hauptergebnisse waren, dass ~ltere und jfingere Culturen keinen Unterschied aufweisen, ferner, dass die Lebensdauer tier Bakterien differirt je nach der Beschaffenheit des N~hrbodens und der Art der Austrocknung (in dicken oder dfinnen Schichten), und zwar schwankt sie zwischen wenigen Stunden und 4 Tagen. Wesentlich andere Resultate erhielt Berkholtz. a Er trocknete die Choleravibrionen an Seidenf~den an und fand, dass die Bakterien im Exsiccator erst nach 186 Tagen, ausserhalb aber bedeutend schneller abstarben. Die Erkl~irung hierffir sucht Berkholtz darin, class das schnelle Trocknen im Exsiccator eine ~ussere feste Kruste bride, die die darunter befindlichen Individuen schfitze. Neisser ~ leitete einen Luftstrom dutch ein GlasrShrchen mit Seiden-f~den, die vorher mit Cholerabouilloncultur impr~gnirt waren; es gelang ibm nicht, aus dem Luftstrom Bacillen zu zfichten~ under schloss hieraus, dass die Choleraspirillen Dauerformen niqht bilden. ttesse 5 glaubte die MSglichkeit einer Uebertragung yon Cholerabacillen durch die Luft auf folgende Art dargethan zu haben: Er nahm ein Stfick Shirting, tauchte es in eine Choleracultur, trocknete es eine Stunde lang im Brfitofen und rieb und schfittelte es hernach fiber Agarplatin. Bis zu 22~/2 Stunden erhielt er noch Colonieen.
doi:10.1007/bf02220652
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