Business Process Management 2015 : Status quo und Best Practices «Prozessintelligenz»

Elke Brucker-Kley, Denisa Kykalova, Marco Mevius, David Grünert, Thomas Keller, Florian Kurz, Raphael Schertenleib, Ueli Schlatter, Karlheinz Schwer
2019
Studienpartner 2 Management Summary 3 Management Summary Unternehmen im deutschsprachigen Raum verankern Prozessmanagement zunehmend in ihrer Organisation und richten es strategisch aus. Der Fokus liegt initial häufig auf der Schaffung von Transparenz. Doch unternehmensweite Prozesslandkarten und Prozessmodelle sind nur ein Abbild der Realität. Um die Wirksamkeit des Prozessmanagements zu erhöhen, braucht es eine Brücke zum operativen Geschäft. Prozessintelligenz bietet hierfür interessante
more » ... tzpunkte. Den Status quo «Prozessintelligenz» untersucht die vorliegende BPM-Studie 2015 des Instituts für Wirtschaftsinformatik an der ZHAW School of Management and Law. In einem Praxisworkshop mit fünf Unternehmen wurden Herausforderungen, Lösungsansätze und Best Practices diskutiert. Die Ergebnisse einer Online-Befragung zum Stand der Ausrichtung des Prozessmanagements und zum Methoden-und Werkzeugeinsatz bei Unternehmen im deutschsprachigen Raum komplettiert das Bild. Effizienzsteigerung, Kundenorientierung und Transparenz sind die meistgenannten Ziele, die Unternehmen mit Geschäftsprozessmanagement verfolgen. In Sachen Transparenz sind viele Unternehmen bereits auf einem guten Weg. Unternehmensweite Prozesslandkarten und Prozessmodelle liefern wertvolle Grundlagen, um erfolgskritische Prozesse zu identifizieren, die Prozessstruktur zu optimieren oder Kennzahlen und Risiken zu hinterlegen. Der Nachweis für Effizienzsteigerung und Kundenorientierung hingegen fällt deutlich schwerer. Die vorliegende Studie zeigt, dass mehr als 40 % der Unternehmen keine operativen Prozessdaten nutzen, um die Prozessleistung (z.B. Durchlaufzeiten, Kosten) effektiv zu überwachen und die Prozessausführung zu steuern. Die in Prozessen hinterlegten Kennzahlen bleiben theoretische Messgrössen. Dennoch geben mehr als 60 % der Unternehmen an, mit Prozessmanagement ihre Effizienz steigern zu wollen. Standardisierungs-und Automatisierungspotenzial von Prozessen wird aber nur in den wenigsten Unternehmen systematisch identifiziert. Prozessintelligenz verspricht Abhilfe und eine zusätzliche Perspektive auf das Management der Geschäftsprozesse. Während im Prozessmanagement traditionell Aktivitäten und Akteure im Mittelpunkt stehen, konzentriert sich Prozessintelligenz auf die Informationen, die in Geschäftsprozessen entstehen oder benötigt werden. Prozessintelligenz kombiniert Methoden und Werkzeuge aus der Welt des Geschäftsprozessmanagements und der Business Intelligence, um Prozesse besser verstehen, steuern und optimieren zu können. Business Intelligence bringt in diesem Sinne Kompetenzen für die Sammlung, Analyse und entscheidungsgerechte Aufbereitung von Information ein und wendet diese auf operative Prozessdaten an. Diese technische Sicht auf Prozessintelligenz greift jedoch zu kurz. Die Suche nach einem umfassenderen Intelligenzbegriff, der auch den strategischen und organisatorischen Aspekten des Prozessmanagements gerecht werden kann, führt in die Psychologie. Das triarchische Modell der «Erfolgsintelligenz» des renommierten Psychologen Robert J. Sternberg wurde im Rahmen der Studie als Projektionsfläche genutzt, um die verschiedenen Fähigkeiten, die ein ganzheitliches und kontinuierliches Prozessmanagement enthalten muss, zu erfassen und in Beziehung zu setzen. Entscheidend für Erfolgsintelligenz sind nicht isolierte Fähigkeiten oder eine analytische Intelligenz, wie sie in klassischen Schulnoten und IQ-Tests gemessen wird, allein. Gleichermassen wichtig für den Erfolg ist die kreative Intelligenz, die einen Menschen zum Lernen motiviert und in die Lage versetzt, Neues zu schaffen, aber auch Unwichtiges von Wichtigem zu unterscheiden und Schwächen durch Stärken zu kompensieren. Massgeblich für den Erfolg ist die praktische Intelligenz, die sich darin zeigt, wie gut ein Mensch mit seinen Rahmenbedingungen zurechtkommt und situationsgerecht handeln kann. Praktische Intelligenz, also die Fähigkeit, Geschäftsprozesse kundenorientiert, effizient und zugleich flexibel auszuführen, ist auch ein Erfolgsfaktor für Unternehmen. Die Prozesse dementsprechend zu gestalten und durch Informationstechnologie (IT) zu unterstützen, ist eine Kernaufgabe des Prozessmanagements. Der Fokus des IT-Einsatzes kann darauf liegen, einen Prozess zu standardisieren und dadurch effizienter zu machen, oder den Prozess zu flexibilisieren, indem er mit entscheidungsrelevanter Information angereichert wird und situativ angepasst werden kann. Sowohl für die Überwachung und Optimierung der Prozessleistung als auch für die Flexibilisierung wissensintensiver Prozesse ist die Nutzung operativer Prozessdaten unabdingbar. Doch um dieses Potenzial auszuschöpfen, müssen Unternehmen Kompetenzen bündeln. Das klassische Prozessmanagement muss sein Standardrepertoire erweitern und Methoden der Business Intelligence zur Aggregation, Analyse und Aufbereitung von Daten aufnehmen. Auch muss eine Brücke zum Enterprise Architecture Management, das die unternehmensweite Integration von Systemen und Daten sicherstellt, geschlagen werden. Auf diesem erweiterten Fundament ist Prozessmanagement intelligenter und wirksamer für den Unternehmenserfolg. Fazit 65 5. 5.1. Status quo «Prozessintelligenz»: Fazit aus der Online-Befragung 65 5.2. Best Practices «Prozessintelligenz»: Erfolgsmuster in der Praxis
doi:10.21256/zhaw-3390 fatcat:fuek7hd7pjhjvb6xc6s3wmxlva