Die Bildnis- und Leichnamsstrafen im Kontext der Lehre von den crimina excepta

Harald Maihold
2013
Z RG GA 1 3 0 ( 2 0 1 3 ) I I I � * ) D e r B e i t r a g g e h t z u r ü c k a u f e i n e n V o r t r a g , d e n d e r V e r f a s s e r am 1 7 . S e p t em b e r 2 0 1 0 a u f d em 3 8 . D e u t s c h e n R e c h t s h i s t o r i k e r t a g i n M ü n s t e r g e h a l t e n h a t . D i e A u sf ü h r u n g e n z u V . w a r e n a u c h G e g e n s t a n d e i n e s V o r t r a g e s v om 8 . S e p t em b e r 2 0 1 1 a n d e r K a n s a i U n i v e r s i t y , O s a k a (N a c hw e i s A
more » ... . 5 1 ) . B r o u g h t t o y o u b y | U n i v e r s i t a e t s b i b l i o t h e k B a s e l A u t h e n t i c a t e d D ow n l o a d D a t e | 8 / 2 / 1 8 1 2 : 2 9 PM Bildnis-und Leichnamsstrafen 79 ZRG GA 130 (2013) Sergius III. angestrengten dritten Prozesses wiederum ausgegraben und ab-geurteilt. Der Kopf wird abgeschlagen und die restlichen Finger der Schwur-hand abgehackt, anschließend wird die Leiche wieder in den Tiber geworfen. Aber der Leichnam wird erneut von Fischern aus dem Fluss gezogen und zur Peterskirche verbracht. Dabei, so berichten die hagiographischen Quellen, sollen sich die Heiligenbilder vor dem Leichnam verneigt haben 1 ). Szenenwechsel, Basel 1556: In der Leonhardskirche wird der angesehene Bürger Johann von Brügge feierlich beigesetzt. Vor 12 Jahren war der wohl-habende Mann in Basel angekommen, hatte Kontakte zur hohen Bürgerschaft geknüpft, sich das Bürgerrecht erkauft und eine herrschaftliche Immobilie nach der anderen erworben, darunter den sog. Spießhof auf dem Heuberg und das Binninger Schloss. Unter den Erben kommt es zu Streitereien, das Impe-rium bricht zusammen. Ein entlassener Diener offenbart die wahre Identität des Mannes: Johann von Brügge alias David Joris war der charismatische Führer einer Wiedertäufergemeinde, die vor der Verfolgung nach Basel ge-flüchtet war. Die Basler Obrigkeit, obgleich protestantisch, verdammt die Wiedertäufer ebenso wie das katholische Münster. Auch im Fall Joris reagiert sie streng, wohl nicht zuletzt aus Wut über die eigene Unbedarftheit. Der Bas-ler Ratskonsulent Bonifacius Amerbach (1495-1562) strengt eine Anklage gegen den Toten wegen Häresie an, damit, wie er sagt, Gottes Zorn geheiligt, das Laster abgewiesen und andere von dergleichen Verbrechen abgeschreckt werden. Am 13. Mai 1558 wird im Hof des Rathauses über eine Kiste mit Joris' Schriften und ein Bildnis des Toten Blutgericht gehalten und das Urteil gefällt: Der Leichnam wird ausgegraben und mitsamt den Schriften auf dem Richtplatz vor dem Steinentor den Flammen übergeben, Joris verliert rück-wirkend die Erbfähigkeit, sein Vermögen wird konfisziert, die Joristische Ge-meinde muss ihrem Irrglauben abschwören. Die Chroniken berichtet später von allerlei Spukgeschichten, vom Umhergehen des Toten mit schwarzen Hunden oder auf einem Pferd 2 ). Das Bildnis des Ketzers wurde zur Mahnung
doi:10.5451/unibas-ep49319 fatcat:xyqcmsluxrashio3nj2r5elk4q