Der Tarif ist kein Qualitätsinstrument

2015 Schweizerische Ärztezeitung  
Zum Leserbrief «Qualitätssicherung» [1] Die Bedeutung der Qualitätssicherung i st unbestritten. Instrumente sind deshalb zahl reich vorhanden. Auch wenn der Begriff der qualitativen Dignität das insinuiert: Der Tarif gehört nicht dazu. Die qualitative Dignität bestimmt nämlich nicht darüber, w as e in Arzt in seiner Praxis tatsächlich tut oder lässt, sondern regelt lediglich die Abrechnungs berechtigung. In welcher Qualität die in Rech nung gestellten Leistungen erbracht werden, darüber sagt
more » ... nichts aus. Die qualitative Dignität in ihrer jetzigen Form und Anwen dung kann also allein kein hinreichendes Kri terium für Qualität sein. Wir Ärzte sind gut beraten, eigenverantwortlich nur das zu tun, was wir können und worin wir uns adäquat fortbilden. Selbstverständlich kann nicht jeder Arzt jede Leistung in gleicher Qualität erbringen. Jeder hat sich in seinem Fach weitergebildet und spezialisiert und hält die Qualität mit regel mässiger Fortbildung aufrecht. Qualitative Abgrenzungen können deshalb durchaus sinn voll sein. So wie nur der entsprechend weiter gebildete Chirurg einen komplizierten chirur gischen Eingriff vornehmen kann, kann nur der gleichermassen gut weitergebildete Fach arzt für Allgemeine Innere Medizin zum Bei spiel die Triage beim multimorbiden Patien ten in der geforderten Qualität vornehmen. Anzunehmen, dass jeder Facharzt wie selbst verständlich Leistungen der Grundversorger durchführen kann, ist falsch. Wenn es denn im neuen Tarif Abgrenzungen gibt, so muss dies endlich auch für die Grundversorger der Fall sein. Unterschiedliche Facharzttitel füh ren zu unterschiedlichen Fähigkeiten. Qua lität darf sich dabei durchaus auf den Tarif auswirken. Nur müssten wir uns dann über die Kriterien einig werden. Dass die qualitativen Dignitäten im gelten den TARMED übrigens viel mehr mit mone tären als mit Qualitätsüberlegungen zu tun haben, zeigt die Tatsache, dass sie so eng mit den quantitativen Dignitäten verknüpft sind. Gäbe es zwischen qualitativer und quantitati ver Dignität nicht einen Zusammenhang und wäre das Referenzeinkommen für alle Fach richtungen tatsächlich gleich, würden sich die aktuell Begünstigten nicht so schwer tun, sie endlich zugunsten der Tarifrevision aus der Hand zu geben.
doi:10.4414/saez.2015.04162 fatcat:viubgtrf55bmxfmuhyrrtrjou4