Kino und Unterricht. Die fabelhafte Lektion in Unehrerbietigkeit des Jean Painlevé

Roxane Haméry, Mediarep, Philipps Universität Marburg
2006
Die Laufbahn des Biologen und Filmregisseurs Jean Painlevé ist ohne Beispiel. Aufgrund ihrer langen Dauer und der Vielfalt von Painlevés Aktivitäten entzieht sie sich jedem einfachen Bestimmungsversuch. Behandelt man Painlevés filmisches Werk als Beispiel für den Unterrichtsfilm, dann begibt man sich damit zwar auf die Spur des Hauptvertriebsnetzes seiner Filme und trägt ihrer Rezeption Rechnung. Zugleich aber reduziert man sein Werk auf einen einzigen Aspekt, den es bei weitem übersteigt.
more » ... chlich war es Painlevé immer etwas unangenehm, dass viele Journalisten und Pädagogen seine Filme alleine unter dem Gesichtspunkt ihres erzieherischen Werts anschauten. Er galt seit den 1930er Jahren als Regisseur für Unterrichtsfilme, verwahrte sich in zahlreichen Texten und Interviews indes dagegen, Dokumentationen für den bloßen Gebrauch im Schulbetrieb herzustellen. Gewiss zirkulierten seine Filme im Rahmen der Vertriebsnetze des institutionellen Films, sie entsprachen nur weder ihrer Zielsetzung noch ihrer Form nach vollends den Bedürfnissen und Erwartungen der Strukturen, in denen sie Verbreitung fanden. Painlevé beharrte stets auf seiner Individualität und maß den gängigen Normen und Kanons wenig Bedeutung bei. Dementsprechend trägt die Bezeichnung «Regisseur für Unterrichtsfilme» dem Projekt nur unzureichend Rechnung, das Pain-
doi:10.25969/mediarep/238 fatcat:ok7sst654nd6nmjtby5cmjkajm