Die Autorität der göttlichen Offenbarung, Glauben und Wissen bei Platon

Friedrich Pfister, Würzburger Jahrbücher Für Altertumswissenschaft
2015
Über die Abhängigkeit der älteren griechischen Philosophie von orientali schen Lehren ist seit Aristoxenos von Tarent, dem Schüler Aristoteles, und dann seit dem 2. vorchristlichen Jahrhundert (Aristobulos) und seit dem Auftauchen des Glaubens an eine aubnog (pilooocpia (philosophia perennis) bei Clemens von Alexandria viel bis in die neueste Zeit geschrieben worden 1 , und in der Gegenwart wird zumal das Verhältnis Piatons und der älteren Akademie zum Orient lebhaft diskutiert. Eine
more » ... sende Behandlung dieser Fragen gibt jetzt Jula Kerschensteiner, Piaton und der Orient (Stutt gart 1945, Kohlhammer, 235 S.). In diesem Buch werden zunächst der Dualismus Piatons, seine Gottesidee und seine Mythen besprochen, dann die Frage behandelt, wieso es bereits im Altertum zu der Annahme eines Zusammenhangs zwischen Piaton und dem Orient kommen konnte, also auch das Verhältnis der alten Akademie zum Orient erörtert. Als Ergebnis wird zusammengefaßt (S. 192), "daß Piaton weder in seinem Denken entscheidend durch den Orient beeinflußt wurde noch wesentliche Züge seiner Mythen fremder Quelle verdankt. Wo etwa mehr als vage Anklänge mit orientalischen Mythen sich zeigten, erklärten sie sich durch ein Fortleben von Geistesgut des ägäischen Substrats im griechischen Volksglauben, besonders in der Orphik." Von der Orphik wird gesagt (S. 36f.), daß hier orientalische Einflüsse nicht abzuweisen seien und auch die Möglich keit bestehe, daß etwa die ägäische Unterschicht bzw. die unteritalisch sizilische Urbevölkerung Einwirkung ausübte. Aber doch wird wieder betont: "Als ungriechisch kann man diese Lehren nicht bezeichnen, außer man schafft sich von "genuingriechisch" ein Bild, das von unhistorischen Postulaten bestimmt ist. Auch die Mysterien ... gehören zum hellenischen Wesen wie die Nacht zum Tag." Gewiß, es gehört zum Wesen des "Einflusses", mit dem "Eigenen" des aufnehmenden Volkes eine enge Verbindung einzugehen, und gerade die Grie chen waren Meister darin, Fremdes zu empfangen und Eigenes zu gebären. Es handelt sich also darum, diese von außen in das Griechentum eingedrungenen Elemente nachzuweisen und zu zeigen, was daraus in griechischer Kultur und Gesinnung geworden ist, in welchem Maß und in welcher Art dies Fremde hellenisiert worden ist. So wird ja auch der Kenner des Ostens, wie Goethe vom Westöstlichen Divan sagt, in dieser Dichtung "die Quellen und Bäche
doi:10.11588/wja.1947.1.20656 fatcat:x3yfiwiygfcjhjkelnzcg5u6qy