Vorwort

K. Werdan
1996 Transfusion Medicine and Hemotherapy  
Editorial Infusionsther Transfusionsmed 1996;23(suppl 4):5-6 Vorwort K. Werdan Immunglobulin-Workshops der Fa. BAYER Biologische Prä-parate (vormals Cutter/Tropon) haben bereits Tradition: Nach Rottach-Egern 1989 [1] und Travemünde 1992 [2] fand vom 12. bis 15. Oktober 1995 in Dresden der Workshop «lmmunglo-buline und Cytokine -Aspekte der Immunglobulintherapie -Aktuelle Therapieansätze in der Sepsis» statt. Wie auch wäh-rend der beiden vorausgegangenen Tagungen wurde in Dresden der Stellenwert
more » ... der Immunglobulintherapie bei einer Viel-zahl von Erkrankungen auf dem Boden neuer Erkenntnisse der Wirkungsweise der Immunglobuline diskutiert. Der vorliegen-de Supplementband faßt die wesentlichen Aspekte der Vorträge zusammen. Im ersten Teil stehen die Interaktionen von Immunglobulinen mit Zytokinen im Mittelpunkt. Die Beeinflussung der Zytokin-freisetzung aus Toxin-aktivierten Mediatorzellen durch Immunglobuline (Beitrag Andersson) bringt eine neue Qualität ein in die Überlegungen zur Wirkungsweise von Immunglobulinen bei infektiösen und septischen Erkrankungen: Neben der akzep-tierten Endotoxin-neutralisierenden Antikörperwirkung könnte die Zytokinmodulation nicht nur bei gramnegativen, sondern auch bei grampositiven Infektionen durch Superantigene (Beitrag Heeg) einen therapeutischen Ansatzpunkt liefern. Zytokine stellen auch das Bindeglied von Sepsis und systemischem Entzündungsreaktions-Syndrom (SIRS) dar; die Zytokinfreisetzung infolge der extrakorporalen Zirkulation bei Herzoperatio-nen (Beitrag Neuhof, Beitrag Pilz) trägt wesentlich zur Morbi-didät und Letalität dieser Patienten bei; Pilotstudien lassen einen günstigen Effekt der Immunglobuline bei herzoperierten Patienten mit schwerem SIRS erwarten (Beitrag Pilz). Zytokine scheinen jedoch nicht nur nach herzchirurgischen Eingriffen, sondern auch bei zahlreichen Herzerkrankungen eine -noch wenig verstandene -Rolle zu spielen [1]: Der Beitrag von Maisch gibt einen Überblick darüber; die Übersicht von Wahn über das Kawasaki-Syndrom belegt in eindrucksvol-ler Weise, wie die Behandlung mit Immunglobulinen die be-drohlichste Komplikation dieser Erkrankung -die Schädigung der Koronargefäßeverhindern kann. Der zweite Teil beschäftigt sich zunächst mit proteinanalyti-schen Qualitätsuntersuchungen von IgG-Präparaten (Beitrag Wick). Im Anschluß daran wird eine Standortbestimmung gesicherter und weniger gesicherter Indikationen einer Immunglobulintherapie versucht: bei neurologischen Erkrankungen (Beitrag Lindner), Autoimmunkrankheiten (Beitrag Wal-ger), steroidabhängigem Asthma bronchiale (Beitrag Schütte), rheumatoider Arthritis (Beitrag V. John) und Nierenerkrankun-gen (Beitrag S. John). Die Thematik wird abgerundet durch Berichte über den Einsatz zur Infektionsprophylaxe in der Knochenmarktransplantation (Beitrag Schuler) und bei IgG-Subklassendefekten (Beitrag Borte) sowie durch einen Beitrag von Wehmeier über Verträglichkeit und Wirksamkeit einer 10%igen Immunglobulinpräparation bei ITP. Viele dieser Im-munglobulineinsätze betreffen seltene chronische Krankheiten mit variablem Spontanverlauf und therapeutischem Handlungs-bedarf. Gerade bei diesen Erkrankungen ist der behandelnde Arzt auf kasuistische Beobachtungen und die Ergebnisse sorg-fältig konzipierter, häufig relativ kleiner Studien angewiesen. Hier lohnt es sich, im Abstand von wenigen Jahren Bilanz zu ziehen
doi:10.1159/000223341 fatcat:xzzbt75effce3fhahhpbsh2vbe